10 Dinge, die du nur weißt, wenn du aus der Lausitz kommst

Bei der Lausitz denken die meisten erstmal an Bautz’ner Senf und Braunkohle – aber das ist natürlich nicht alles, was das Leben hier so einzigartig macht. Was echte Lausitzerinnen und Lausitzer längst wissen, versetzt Ortsunkundige in Staunen oder sogar Verwunderung. Aber wie sieht es mit dir aus? Weißt du all diese zehn Dinge über deine Region?

Von: Linda Napier

1. Straßen- und Ortsschilder sind in zwei Sprachen beschriftet: Deutsch und Sorbisch

Die Lausitz ist das Siedlungsgebiet des sorbischen Volkes. Nur hier ist die sorbische Sprache heute noch lebendig und prägt den Alltag in der Lausitz: Ein Zeichen dafür sind unter anderem die deutsch-sorbischen Beschilderungen der Straßen, Plätze und der öffentlichen Einrichtungen. Diese Zweisprachigkeit verleiht der Region einen echt besonderen Charakter.

2. Du bestellst Abernmauke, keinen Kartoffelbrei

Abernmauke - Kartoffelbrei
Nicht nur an Festtagen ein Genuss: Abernmauke. (Foto: Mohammad Fahim auf Unsplash)

Wer in der Oberlausitz nach „Kartoffelbrei“ sucht, wird auf den Speisekarten der Restaurants nur selten fündig. Die Einheimischen nennen die Beilage aus gestampften Kartoffeln nämlich „Abernmauke“ oder kurz „Mauke“. „Mauke“ steht für Brei; „Abern“ nennt man die Kartoffeln. Na dann: Lass es dir schmecken! Oder wie man auf Sorbisch sagen würde: Daj sej słodźeć!

3. Cölln liegt nicht am Rhein, sondern in der Nähe von Bautzen

„Cölln ohne Kölsch“. In Cölln hört man solch einen Spruch natürlich nicht zum ersten Mal. Während Köln mit über eine Million Einwohner die viertgrößte Stadt Deutschlands ist, hat Cölln (Obersorbisch: Chelno) im Landkreis Bautzen nur knapp 400 Einwohner. Die Ortschaft gehört zur Gemeinde Radibor und zählt offiziell zum sorbischen Siedlungsgebiet.

4. Um den sagenumwobenen Zauberer Krabat ranken sich in der Region Legenden

Krabat - Wanderweg
In der Region erinnert vieles an die beliebte Sage von Krabat, wie der Krabat-Radweg. (Foto: Redaktion)

Du hast sicher schon von „Krabat“ gehört, dem Jugendbuch von Otfried Preußler, das auch 2008 von Regisseur Marco Kreuzpaintner unter anderem mit dem bekannten Schauspieler Daniel Brühl verfilmt wurde. Auch eines der Werke von Jurij Brězan, einem berühmten sorbischen Schriftsteller, trägt den Titel „Krabat oder Die Verwandlung der Welt“. Die Geschichten um die Sagenfigur Krabat spielen sich in Ortschaften deiner Region ab. Doch hast du auch gewusst, dass die Erzählungen tatsächlich auf einem geschichtlichen Hintergrund beruhen? Hier erfährst du mehr.

5. Du weißt, wo die Orte Kulow, HoyWoy und Schiebock sind, obwohl man sie auf keiner Landkarte findet

Straßenschild - Kulow, HoyWoy, Schiebock
Kulow, HoyWoy, Schiebock? Wer weiß, wo es hingehen soll? (Foto: Redaktion)

Kleine Hilfestellung:

  • Kulow = obersorbische Bezeichnung für Wittichenau
  • HoyWoy = Spitzname für Hoyerswerda, Kombination aus der deutschen Ortsbezeichnung „Hoyerswerda“ und der obersorbischen „Wojerecy“
  • Schiebock = Spitzname für Bischofswerda. Einer Sage nach entstand dieser Spitzname im Mittelalter. Als die Pest in der Stadt grassierte, hatten die Bauern der umliegenden Dörfer Angst, die Stadt zu betreten, Lebensmittel dorthin zu bringen. Deshalb wurde die Lieferung vor den Toren der Stadt vorgenommen. Die Bauern brachten ihre Waren per Schiebock (ein schubkarrenähnliches einrädriges Gefährt). Und auch die Städter nutzten den Schiebock zur Abholung. So wurde die Verbreitung der Krankheit verhindert und Bischofswerda bekam mit „Schiebock“ ihren Spitznamen.

6. Leinöl und Kartoffeln mit Quark gehören zusammen wie Gin und Tonic

Kartoffeln, Leinöl und Quark – für die Oberlausitzer eine Art Nationalgericht. Die Produktion und Verwendung von Leinöl haben in der Lausitz eine lange Tradition. Leinöl ist ein Pflanzenöl, das aus Leinsamen gewonnen wird. Charakteristisch ist der nussig-würzige Geschmack und die hell-goldgelbe Farbe. Wusstest du eigentlich, dass das Wort „Quark“ einen sorbischen Ursprung hat? Wie das sorbische Wort lautet, kannst du in unserem Artikel „Diese deutschen Wörter haben eine sorbische Herkunft“ nachlesen.

7. Es ist normal, dass dich jemand beim Bäcker von nebenan mit „Dobry dźeń!“ begrüßt

Kornmarkt-Center Bautzen - Bäckerei
Im Kornmarkt-Center in Bautzen gibt es eine sorbische Bäckerei. (Foto: Redaktion)

In der Oberlausitz ist die sorbische Sprache nicht nur durch zweisprachige Ortsschilder sichtbar, sondern auch hör- und erlebbar. Wie sich unser Redaktionsteam gefühlt hat, als es auf seiner Tour durch die Region zum ersten Mal in Kontakt mit der seltenen Sprache kam, kannst du hier nachlesen. Außerdem findest du hier zehn einfache sorbische Vokabeln, die dir im Alltag vielleicht schon öfter begegnet sind und von denen du schon immer wissen wolltest, was sie bedeuten. Kennst du all diese 10 sorbischen Begriffe?

8. In der Lausitz stirbt eine Sprache aus

Schon einmal von „Schleifer Sorbisch“ gehört? Schleifer Sorbisch hat Elemente vom Obersorbischen und Niedersorbischen und einige eigene Elemente. Die Sprache kommt ausschließlich in der Schleifer Region vor und wird eigentlich nur noch von Leuten gesprochen, die über 75 Jahre sind. Warum die Sprache vom Aussterben bedroht ist, erfährst du im Interview mit Juliana Kaulfürst.

9. Bautzen ist die inoffizielle „Hauptstadt“ der Sorbinnen und Sorben

Bautzen (Sorbisch: Budyšin)
Wann warst du das letzte Mal in Bautzen? (Foto: Redaktion)

Bautzen (Sorbisch: Budyšin) gilt als politisches und kulturelles Zentrum der Sorbinnen und Sorben, denn hier befindet sich der Sitz zahlreicher sorbischen Institutionen, darunter die Stiftung für das sorbische Volk, der Dachverband sorbischer Vereine und Vereinigungen Domowina, das Deutsch-Sorbische Volkstheater und das Sorbische National-Ensemble. Kein Wunder also, dass Bautzen auch liebevoll „die Hauptstadt der Sorbinnen und Sorben“ genannt wird.

10. An Ostern reiten Männer in Gehrock und Zylinder auf festlich geschmückten Pferden

Osterreiten
Das Osterreiten gibt es so nur in deiner Heimat. (Foto: Julian Nyča)

Das gibt es nur in der Oberlausitz: Am Ostersonntag reiten Osterreiter durch die sorbischen Gemeinden, um die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu Christi zu verkünden. Wir haben unsere Instagram-Follower gefragt, wie es sich anfühlt, an dieser jahrhundertealten Tradition teilzunehmen. Das Ergebnis wird dich überraschen.

Beitragsbild: Zweisprachige Straßenschilder? In der Lausitz ganz normal. (Foto: Redaktion)

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Findest du, dass jeder in der Region Sorbisch lernen sollte?

Jeder sollte für sich entscheiden, ob er Sorbisch lernen möchte. Ich kann aber für mich persönlich sagen, dass ich es cool finde, die Sprache zu verstehen.
Annika
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