LABA: Kleidung und Accessoires made in Oberlausitz

LABA – dieser Name steht für regionale Produkte, nachhaltige Kleidung und lokale Wertschöpfung, für Spenden für Vereine und Engagement vor Ort. Seit 2016 stellt das Label LABA – abgeleitet von ‚Lauter Bautz’ner‘ – Kleidungsstücke und Accessoires der besonderen Art her. Alle Kollektionen weisen einen unverkennbaren Bezug zur Oberlausitz / Hornja Lužica auf. 2022 hat LABA-Gründer Gerhard Zschau in Görlitz / Zhorjelc den LABA-Flagship-Store eröffnet.

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."

Vom Blog zur Brand: Die Gründung von LABA

Die Idee zur Unternehmensgründung entsprang einem Blogprojekt, für das Gerhard Zschau Artikel schrieb. Der Blog trug den Namen ‚Lauter Bautz’ner‘ – und war später Namensgeber für LABA. Vor allem gegen Ende hin sei der Blog sehr journalistisch geworden, viel habe sich um Kultur und Politik in der Stadt und im Landkreis Bautzen / Budyšin gedreht, erinnert sich Zschau: „Das wurde am Ende dann so groß. Vor allem mit der stärkeren Migrationsbewegung nach Deutschland war die Stimmung in und um Bautzen sehr aufgeheizt und so feindselig.“

Die zunehmende Negativität belastete Zschau immer mehr: „Und da habe ich gedacht, nein, das mache ich nicht mehr weiter, gerade weil die Region auch so viel Tolles zu bieten hat.“ Gesagt, getan. Zschau sicherte sich die URL laba.de mit dem Ziel, durch sogenannte Story-Fashion die kulturellen Besonderheiten und Geschichten der Oberlausitz / Hornja Lužica in die Welt zu tragen.

Socken in Ballerina-Schuhen.
LABA-Socken made in Oberlausitz (Bildrechte: Tim Jungbluth)

LABA und das Sorbische

LABAs enger Bezug zur Oberlausitz / Hornja Lužica entspringt Zschaus Verbundenheit zur Region: „Oberlausitz deswegen, weil ich Bautzner bin, und meine Oma war Sorbin.“ Beides prägte ihn und sein Interesse an der Vielfalt der Region mit all ihren Sagen, Bräuchen, Mythen und Rohstoffen sehr. Speziell zum Sorbischen hatte Gerhard Zschau vor der Gründung von LABA jedoch einen eher oberflächlichen Bezug: „Ich bin so der klassische deutsche Bautzner, der das Sorbische zum einen auf den zweisprachigen Schildern wahrnimmt und zum anderen an Ostern, wenn die Osterreiter durch die Stadt galoppieren. Das war´s. Mehr kannte ich nicht“, erinnert er sich.

Gerhard Zschau in der Natur.
LABA-Gründer Gerhard Zschau (Bildrechte: laba.de)

Erst als er sich für LABA gründlicher mit der sorbischen Kultur auseinandersetzte, erkannte er deren zahlreiche Facetten: „Das bekam alles so eine wahnsinnige Tiefe als ich mich in die ganze Sagen- und Mythenwelt hineinwarf“, erzählt er begeistert. Er bedauert, dass er bis heute lediglich wenige allgemeine Worte Sorbisch spricht. Und das, obwohl das Sorbische für LABA identitätsstiftend ist: „Allein die Mittagsfrau / Připołdnica (eine sorbische Sagenfigur ­- Anm. d. Red.) bietet so viel Stoff, dass man ganze Regale mit Produkten zur Mittagsfrau füllen könnte.“

Im LABA-Shop findet sich die Mittagsfrau beispielsweise als Strichzeichnung auf Stickern für Autos und Fenster sowie als Aufdruck auf Jutebeuteln, T-Shirts und Buttons. Welche Geschichte hinter jedem Motiv steckt, wird auf der LABA-Homepage entschlüsselt.

Sticker an Kofferraum.
Die Mittagsfrau als Sticker (Bildrechte: laba.de)

Die Mittagsfrau, die auf die einst lebensbedrohlichen Arbeitssituationen von Landarbeiterinnen aufmerksam machen sollte,   erinnert daran, dass angemessene Pausenzeiten auch heute wichtig sein sollten. Das kommt an: „Ich habe ganz viele Kunden, die Leuten, die zu viel arbeiten, den Mittagsfrau-Button schenken. Sozusagen als Erinnerung daran, Pause zu machen.“

Von der Idee zum finalen Produkt

Neben der sorbischen Kultur greift das Label in seinen Kollektionen ebenfalls andere regionale Besonderheiten wie die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft auf. Zu ihr hat der gelernte Fischer Gerhard Zschau eine besondere Verbindung. Auch der Braunkohletagebau, der die Lausitz maßgeblich prägte, findet sich mit der Zeichnung ‚Kohleaufgabewagen mit Walzenbrechwerk‘ auf Hoodies und T-Shirts wieder. Die Kooperation mit regionalen Unternehmen ist LABA besonders wichtig. So arbeitet das Label beispielsweise eng mit einer Leinenweberei und einem Keramikbetrieb in Neukirch / Wjazońca zusammen.

Mann im Hoodie in Hütte.
LABA-Hoodie mit dem Kohleaufgabewagen mit Walzenbrechwerk als Erinnerung an den Lausitzer Braunkohletagebau (Bildrechte: laba.de)

Die Inspiration für neue Motive findet Gerhard Zschau im Alltag: „Beispielsweise sehe ich etwas bei Instagram oder mir wird im Laden etwas unter die Nase gehalten. Dann denke ich darauf herum und vielleicht entsteht so eine Zusammenarbeit.“ Künstlerinnen und Künstler aus der Region setzen diese Ideen gemeinsam mit ihm in Motive um. So bleibt nicht zuletzt die Wertschöpfung in der Region.

Bis eine Idee als fertiges Motiv im LABA-Laden zu finden ist, vergeht jedoch viel Zeit: „Beispielsweise beim Kohleaufgabewagen war es so, dass ich allein ein Dreivierteljahr in die Recherche gesteckt habe. Das unterscheidet uns womöglich schwerst von anderen Modelabeln. Das war wirklich obsessiv, da ging es wirklich tief in die Archive hinein.“ Pro Jahr bringt LABA zwei Kollektionen heraus – eine im Winter, eine im Sommer. Am 12. Mai kommen die neuen Stücke der Sommerkollektion 2024 auf den Markt.

: Nachhaltigkeit in Aktion: LABAs Engagement in der Oberlausitz / Hornja Lužica

Einen Teil der Einnahmen spendet LABA an gemeinnützige Projekte in der Oberlausitz / Hornja Lužica. Eine Entscheidung, die Gerhard Zschau bewusst traf: „Im Grunde funktioniert ein demokratisches Gemeinwesen nur, wenn auch das Ehrenamt funktioniert. Dadurch, dass wir als nachhaltig produzierendes Label so gut es geht vorlegen, möchten wir all jene unterstützen, die das im Alltäglichen praktizieren. Für uns ist das ganz grundsätzlich und wesentlich.“ Bislang konnte LABA – Stand Januar 2024 – mehr als 3.300 Euro an verschiedenste Vereine in der Region spenden. Zu den Empfängern zählten zum Beispiel DIE GANZMACHER e. V., KRABAT e. V., der Verein ‚Bautzen rollt‘ und Willkommen in Bautzen e. V. .

Seit März 2024 fördert LABA den Verein DEUTSCHLAND-NKAMBÈ e. V. aus Dresden, der Kaffeebauern in der nordwestlichen Krisenregion Kameruns durch Spenden und Informationsveranstaltungen unterstützt und gleichzeitig den dort angebauten Kaffee weiterverkauft. LABA bietet den in Kamerun geernteten Kaffee im Flagship Store in Görlitz / Zhorjelc an. So kann das Projekt nicht nur von den Spendeneinnahmen sondern auch von den Verkäufen im Flagship-Store profitieren.

Kaffeepaket und Kaffeetasse im Hintergrund.
Kaffee aus Kamerun im Flagship Store in Görlitz (Bildrechte: laba.de)

Gerhard Zschau und LABA wollen nicht nur von der Oberlausitz / Hornja Lužica die Geschichten und Inspirationen aufnehmen, sondern ebenfalls etwas zurückzugeben  – sei es durch das Aufarbeiten der regionalen Historie durch Kleidung und Accessoires oder durch den Verkauf im Flagship-Store in der Görlitzer Innenstadt.

Der LABA Flagship-Store: Ein Ort des Miteinanders

Am 10. Mai 2024 feiert der ‚Flaggi‘, wie der LABA Flagship-Store liebevoll genannt wird, seinen zweiten Geburtstag. Gerhard Zschau erzählt, dass der ‚Flaggi‘ inzwischen ein Konsum-, Kommunikations- und Genussort ist: „Das ist eine Aufwertung für das ganze Quartier. Es ist Wahnsinn, welche Netzwerke sich entwickelt haben. Dort sind Freundschaften und Projekte entstanden, und natürlich wird auch LABA gekauft.“ Das Feedback der Menschen sei unglaublich positiv: „Es freuen sich immer alle, wenn der Laden geöffnet ist und die LABA-Fahne vor der Tür weht.“ Zweimal wöchentlich – mittwochs und freitags – öffnet der Flagship-Store seine Türen und lädt zum Shoppen, Verweilen,  Kaffee- und Craftbeertrinken ein. Wer in Görlitz / Zhorjelc unterwegs ist, sollte unbedingt einen Abstecher dorthin unternehmen!

Fahne mit Logo vor offener Glastür.

Der LABA-Flagship-Store in Görlitz (Bildrechte: laba.de)

Das steht dieses Jahr bei LABA an

Der Blick auf 2024 zeigt, dass LABA Einiges plant:  Ihr könnt euch auf Männerröcke – ebenso für Frauen geeignet! –, Korbprodukte und auf den Launch der Sommerkollektion freuen. Im Flagship-Store stehen ebenfalls Veranstaltungen an. Um up to date zu bleiben, kannst du auf der Facebook-Seite von LABA vorbeischauen. Ansonsten legen wir dir diese beiden Veranstaltungen ans Herz:

  • 05.2024, 17:00 Uhr: 2 Jahre Flagship-Store
  • 05.2024, 12:00 – 22:00: Der ‚Flaggi‘ beim Sohr- und Blumenstraßenfest

 

Unsere Vokabelliste zum Thema:

  • Pullover – pulover  
  • Einkaufen – nakupować 
  • Laden – wobchod 
  • Verkäufer – předawar 
  • Wie viel kostet das? – Kelko to płaći? 
alle Beiträge laden

Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
Zum Interview

Was wünschen Sie sich für das Schleifer Sorbisch?

Was man jetzt nicht erhält, wird auch in der Zukunft nicht mehr da sein. Jemand, der jetzt die Sprache spricht, sollte sie deswegen auch weitergeben. Denn jede Sprache ist ein Schatz, den wir bewahren sollten.
Juliana Kaulfürst
zum interview