Seit mehr als 10 Jahren bereichert die Slawiniade den Fremdsprachenunterricht an sächsischen Schulen. Getragen durch das Sächsische Kultusministerium, bringt das alle zwei Jahre stattfindende Seminar Jugendliche aus dem ganzen Freistaat zusammen, um die Gemeinsamkeiten verschiedener slawischer Sprachen, Kulturen und Traditionen kennen zu lernen. Am 24. und 25. Mai hat nun die 5. Slawiniade in Bautzen/Budyšin stattgefunden – und war wieder ein voller Erfolg.
Die ehemalige Russischlehrerin Dr. Monika Brosch aus Grimma ist die Erfinderin der Slawiniade. Obwohl der Name es vielleicht vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht um einen traditionellen Sprachwettbewerb. Die Slawiniade ist ein slawisches Schülerseminar, bei dem Schülerinnen und Schüler zusammenkommen, die Tschechisch, Russisch oder Polnisch als Fremdsprache lernen oder Sorbisch als Mutter- oder Zweitsprache sprechen und in der Schule anwenden. Während der Veranstaltung sind die vier Sprachen gleichberechtigt – darüber hinaus spielt Ukrainisch eine Rolle, obwohl es an den Schulen bisher nicht unterrichtet wird.
„Besonders gefällt mir, dass den Teilnehmern während des Seminars zunehmend bewusst wird, dass ihre eine slawische Schulfremdprache bzw. Mutter- oder Zweitsprache ein großes Potenzial darstellt, um weitere slawische Sprachen (und damit Menschen und Kulturen) zu verstehen“, verrät Dr. Monika Brosch.
Durch ähnliche grammatikalische Strukturen und Wortgleichungen ist die Verständigung innerhalb einer Sprachfamilie oft einfacher. Das gilt auch für die slawischen Sprachen, die in Sachsen nicht zuletzt durch Sorbisch historisch einen festen Platz innerhalb des Fremdsprachenunterrichts haben.
Kulturförderung mit Tradition
Seit 2013 kommen alle zwei Jahre etwa 40 Jugendliche zusammen, um bei dem slawischen Sprachseminar in die Vielfalt dieser Sprachen einzutauchen. Dass das Projekt Tradition haben würde, war damals noch nicht abzusehen. Organisiert und durchgeführt wird es von Mitarbeitenden und Studierenden der Universität Leipzig sowie Fremdsprachenlehrkräften (2024 von der Oberschule Schleife und dem Sorbischen Gymnasium Bautzen). Auch das Sorbische Museum unterstützt die Slawiniade mit Beratung und Materialien.
Verbindende Besonderheiten und Chancen
Das zweitägige Seminar ist von Anfang an auf Verständigung und Austausch ausgerichtet. Zuerst besuchen die Teilnehmer Sprachschnupperkurse, die sie selbst wählen können. In der anschließenden Stationsarbeit werden in kleinen Teams sprachübergreifende Aufgaben gelöst.
Organisatorin Dr. Monika Brosch schätzt vor allem, dass die Slawiniade den Schülerinnen und Schülern dabei viele Aha-Erlebnisse verschafft. Die Jugendlichen, die aus verschiedenen sächsischen Städten anreisen, knüpfen manchmal sogar die eine oder andere Freundschaft, während sie zusammen die Gemeinsamkeiten der slawischen Sprachen aufdecken.
Ziel der Slawiniade ist dabei auch, die verbindenden Besonderheiten und Chancen wahrzunehmen, die diese Sprachkenntnisse bedeuten. Über Grenzen hinweg miteinander kommunizieren zu können – das ist nicht selbstverständlich, sondern außergewöhnlich.
Mehr als nur Vokabeln lernen:
Zur Slawiniade gehört zudem der Teamwettbewerb ‚Slawische Kulturen‘. Im Jahr 2024 traten 9 Teams gegeneinander an. Diese setzten sich aus Teilnehmern zusammen, die unterschiedliche Fremdsprachen lernen bzw. sprechen, so dass nach Möglichkeit jede der vier Sprachen im Team vertreten war. Während des Wettbewerbs durchliefen die Jugendlichen verschiedene Stationen und lösten gemeinsam Aufgaben rund um die slawischen Sprachen und Kulturen. Am Ende wurden 3 Siegerteams gekürt.
Auch das Abendprogramm der Slawiniade ist auf Teamarbeit ausgelegt: Angeleitet von Mitarbeitern des Leipziger Vereins hero society e. V. entwickelten einige Jugendliche einen mehrsprachigen Rap zum Thema „Wünsche an das Leben“, während eine andere Gruppe im Breakdance Workshop mit Lehramtsstudent Simon Ildeichin einige Break Moves auf Basis eines polnischen Raps erstellten. Zum Abschluss wurden die Ergebnisse in großer Runde präsentiert.
Für ein starkes Miteinander
Die Slawiniade ist also weit mehr als ein einfaches Seminar. „Die gesamte Slawiniade beruht auf Teamarbeit, wobei es nicht um das Erbringen von Einzelleistungen, sondern um das gemeinsame Bewältigen von Anforderungen geht“, antwortet Dr. Monika Brosch auf die Frage, was ihr an der Veranstaltung besonders gefällt.
Das Seminar leistet einen wichtigen Teil zur Förderung der slawischen Sprachen und Kulturen im Freistaat Sachsen und darüber hinaus. Mit ihrem modernen Ansatz und ihrem Blick für das Gemeinsame und Verbindende vermittelt die Slawiniade jungen Menschen ein Gefühl dafür, welche Möglichkeiten ihnen ihr Sprachunterricht eröffnet und macht Sprache lebendig, erleb- und anwendbar – für viele zum allerersten Mal.
Vokabeln:
Fremdsprache – cuza rěč
Austausch – wuměna
Mehrsprachigkeit – wjacerěčnosć
Rap-Song oder Breakdance – rap-song abo breakdance
Sprachunterricht – rěčna wučba