Klar, wer in der Lausitz wohnt, hat vermutlich schon das ein oder andere sorbische Wort gehört. Doch hättest du gewusst, dass es auch in der sächsischen Mundart und der hochdeutschen Sprache viele Begriffe gibt, die einen sorbischen Ursprung haben? Julian hat Slawistik studiert und uns gezeigt, welche Wörter das sind.
Mit der sorbischen Sprache kennt sich Julian aus. Der gebürtige Bautzner studierte viele Jahre Slawistik, also jene Sprachfamilie, zu der neben Russisch, Polnisch und Ukrainisch auch Sorbisch gehört. Privat hat er eine Landkarte ins Leben gerufen, auf der Interessierte die Ortsnamen der Lausitz auf Sorbisch nachschauen können. Im Gespräch gibt er uns ein paar Beispiel von Wörtern, die ihre Herkunft im Sorbischen haben.
1) Die Lausitz: sorbischer Wortstamm itz = „die Leute des“
„Vielen Menschen in der Lausitz ist gar nicht bewusst, in welchem Umfang das Sorbische die deutsche Sprache in der Region geprägt hat“, erklärt uns Julian. „Das beginnt bereits bei Ortsnamen: Die Endung -itz ist sehr charakteristisch für das Sorbische. Übersetzt heißt das grob ,die Leute des‘. Sprich: Hier wohnen ,die Leute des‘ Ortsgründers. Wenn also Ortsnamen auf itz enden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der Name des Ortes seinen Ursprung im Slawischen hat.“
2) Bautzen: aus Budyšin wurde im späten Mittelalter Bautzen
Neben der Lausitz selbst, deren Name etwa „Sumpfland“ bedeutet, gibt es auch viele weitere Ortsnamen, deren Herkunft in der sorbischen Sprache liegen. Dass aus dem Obersorbischen Budyšin das deutsche Bautzen wurde, liegt laut Julian an einer sogenannten Umlautwandlung: „Im späten Mittelalter hat sich die deutsche Sprache gewandelt. Aus dem langen U im Mittelhochdeutschen wurde ein Au. So wurde aus dem Mittelhochdeutschen Hus das Haus, aus Budyšin oder Budissin wurde Bautzen.“
3) Quark (twaroh), Plinsen (plinc), Hitzsche (hečka) & Mauke (muka)
Ja, auch wenn es ums Essen geht, hat die sorbische Sprache einigen Einfluss auf deutsche und sächsische Wörter gehabt. Der Quark hat zum Beispiel seinen Ursprung im sorbischen oder slawischen twaroh/twarog. Vor allem im Sächsischen ist die „Hitzsche“ ein geläufiger Begriff – auch hier lässt sich der Ursprung zum im sorbischen hečka genannten Fußschemel erkennen. Wer in der Oberlausitz wohnt, kennt mit Sicherheit auch das Wort Mauke, mit dem der Kartoffelbrei bezeichnet wird. Ursprünglich kommt das Wort aus dem Sorbischen: Als muka bezeichnen die Sorben Mehl, früher eine der Hauptzutaten für Brei oder Suppe. Das Gleiche gilt für die auch über die Lausitz hinaus bekannten Plinsen (Eierkuchen). Das Wort stammt ebenfalls aus der slawischen Sprache: Das Sorbische plinc oder blinc ist zudem eng verwandt mit den russischen Bliny.
4) Plauze
Wenn wir gut gegessen haben und sich ein kleines Bäuchlein wölbt, sprechen wir gern von der Plauze. Auch dieses Wort (Plauze, umgangssprachlich für Bauch) hat seinen sprachlichen Ursprung im Sorbischen. Julian: „Als płuca bezeichnet man im Sorbischen die Lunge. Die Plauze ist quasi das deutsche Gegenstück, wobei sich hier die Bedeutung auch auf den Bauch ausgedehnt hat.“
5) Peitsche
„Jeder hat vermutlich schon einmal das knallende und zischende Geräusch einer Peitsche gehört. Im Slawischen (hier: Tschechisch und Sorbisch) heißt das Wort deshalb auch bič und ist diesem Geräusch nachempfunden.“ Außerdem bedeutet das Verb bić auch „schlagen“, erklärt uns Julian. Und genau hier liegt auch die Wortherkunft für das deutsche Wort Peitsche.
Sorbisch gehört zu Sachsen
Unsere Liste ließe sich noch fortführen. Für viele ist es sicherlich eine kleine Überraschung, dass einige bekannte Wörter eigentlich aus dem Sorbischen stammen und sich im Laufe der Zeit verändert haben. Julian würde es gut finden, wenn sich mehr Lausitzerinnen und Lausitzer diesem Ursprung bewusst wären: „Die sorbische Sprache gehört für mich zu Sachsens Identität dazu. Darum bin ich davon überzeugt, dass es für viele Schülerinnen und Schüler eine Bereicherung wäre, wenn ihnen die sorbische Herkunft von deutschen Wörtern in der Schule erklärt wird. Oder wenn sie einfach einen Einblick in diese Sprache und Kultur bekommen, das Sorbische Museum besichtigen oder auch im Alltag Berührungspunkte mit der Sprache erhalten“.
Beitragsbild: Viele Ortsnamen in Sachsen und Brandenburg sind ohne ihren sorbischen Ursprung nicht ohne weiteres verständlich (Foto: Julian Nyča)
Hier geht’s zur einzigen sorbischen Landkarte im Netz, die Julian Nyča erarbeitet hat.