Reisebericht: Ein besonderer Gast in der Bäckerei

Für unseren guten Freund und Sprachbotschafter Daniel Matka aka DJ Madstep gehört Sorbisch einfach zu ihm als Persönlichkeit dazu. Auch Sylvio, Juliana und Lubina haben uns schon von ihrer persönlichen Einstellung zur sorbischen Sprache berichtet. Inspiriert von all den spannenden Gesprächen macht sich unsere Reisegruppe wieder auf den Weg in die Lausitz, um mehr persönliche Geschichten zur sorbischen Sprache zu finden.

Von: Julia Mahal

In der Lausitz angekommen, haben wir erstmal Lust auf Kaffee, Kakao und Tee. Ich bin froh, dass wir dieses Mal mit dem Auto angereist sind. Das kann man hier gut gebrauchen, wenn man von Dorf zu Dorf kommen will. In Groß Särchen kommen wir an einer Bäckerei vorbei – die Schlange geht bis nach draußen. Einige Männer tragen Arbeitshosen und Sicherheitsschuhe, andere haben Farbkleckse auf der Kleidung – viele Handwerker scheinen gerade ihre Frühstückspause zu haben und wollen sich beim Bäcker dafür eindecken.

Als wir an der Reihe sind, bestellen wir neben unseren Getränken auch etwas süßes Gebäck. Es hat draußen schon so gut geduftet, dass wir einfach nicht widerstehen können. Wir machen es uns im Café-Bereich der kleinen Bäckerei gemütlich, ich beobachte ein wenig die Menschen, die ein und ausgehen, und freue mich über die zwei freundlichen Verkäuferinnen hinter der Brötchentheke. Als sich der Ansturm etwas beruhigt, kommen ich mit den beiden ins Gespräch. Sie erzählen, dass sich die Leute hier im Café manchmal auf Sorbisch unterhalten. Doch obwohl Groß Särchen auch als Krabat-Dorf bekannt ist, bestellen die Leute Brot und Kuchen nicht mehr auf Sorbisch. Trotzdem sind die beiden Frauen der sorbischen Sprache gegenüber aufgeschlossen und verstehen sogar ein paar Wörter. Eine der herzlichen Verkäuferinnen erzählt in unserem Gespräch über die sorbische Sprache, dass ihr Vater Sorbisch konnte, die Sprache aber nicht an sie weitergegeben hat.

Vor der Bäckerei in Groß Särchen (Foto: Redaktion)

Nach einer Weile betritt ein älterer, freundlich wirkender Herr den Laden. Er trägt einen Mantel, hält eine Zeitung unter seinem linken Arm und einen Stoffbeutel in der linken Hand. Die kleinere der Verkäuferinnen begrüßt ihn mit Namen und berichtet mir dann freudig, dass der Gast sorbische Wurzeln habe. Etwas verlegen über die ganze Aufmerksamkeit, die ihm nun zukommt, zählt der Herr gleich ein paar Sätze auf, die ihm noch auf Sorbisch einfallen. Dabei gesteht er ein, dass sein Wortschatz in den letzten Jahren kleiner geworden ist. Im Alltag spreche man einfach zu wenig Sorbisch. Während ich dem älteren Herrn aufmerksam lausche, klingt seine Stimme fest. Trotzdem kann er sein Bedauern darüber nicht verbergen, dass ihm die Sprache über die Jahre langsam verloren gegangen ist.

Auch wenn in Groß Särchen kaum noch Sorbisch gesprochen wird, weisen viele Namen noch auf ihren sorbischen Ursprung hin. (Foto: Redaktion)

Auf unserer Autofahrt ins nächste Dorf unterhalten wir uns noch ausgiebig über die Begegnungen in der Bäckerei. Und weil uns die verschiedenen Gespräche über die sorbische Sprache so bewegen, hat Linda in einem eigenen Beitrag ein paar persönliche Geschichten festgehalten.

 

Beitragsbild: Heißgetränke  (Foto: Cyril Saulnier auf Unsplash)

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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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