Die KRABAT-Mühle: Magie erleben in der Lausitz

Die KRABAT-Mühle Schwarzkollm / Krabatowy młyn Čorny Chołmc liegt mitten in Hoyerswerda/Wojerecy und gilt sowohl in der Nieder- als auch in der Oberlausitz als bedeutendes sorbisches Kulturzentrum. Doch was macht diesen Ort so besonders?

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."
Geschäftsführer Tobias Zschieschick und Kulturmanagerin Doris Kasper / Bildrechte: Milenka Retschke

Nach der Gründung des Vereins „Krabatmühle-Schwarzkollm e.V.“ 2005 entstand in der Lausitz im Laufe der Jahre ein einzigartiges Kulturangebot rund um die sorbische Sagenfigur Krabat, das sich kontinuierlich weiterentwickelt und einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der sorbischen Sprache leistet. Erst 2021 wurde das Backhaus in Betrieb genommen.

Neben den 25 Mitarbeitenden, die traditionelle Handwerkskunst, sorbisches Brauchtum oder die Krabatsage vermitteln, ist die KRABAT-Mühle Schwarzkollm / Krabatowy młyn Čorny Chołmc doch am schönsten, wenn der Hof mit Gästen aus ganz Deutschland gefüllt ist, findet Geschäftsführer Tobias Zschieschick. Egal ob Tagesgäste, Urlauber im Lausitzer Seenland oder Schulklassen – so unterschiedlich die Gäste, so vielfältig das kulturelle Angebot.

„Wie bei Oma in der Stube“

Doris Kasper ist Kulturmanagerin des sorbischen Erlebniszentrums. Für sie umgibt das Brězan-Haus auf dem weitläufigen Gelände der KRABAT-Mühle eine ganz besondere Atmosphäre: „Hier liegen so viele Erinnerungen, man kommt den sorbischen Wurzeln ganz nah. Neben Ausstellungen rund um sorbische Trachten und Kunst fühlt es sich auch so an wie früher, als würde ich bei meiner Oma in der Stube sitzen.“ Jurij Brězan, nach dem das Gebäude benannt ist, gilt als einer der bedeutendsten sorbischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er spann all die mystischen Geschichten rund um die sorbischen Sagen von Krabat.

Sorben in Tracht beim Erntedankfest.
Die KRABAT-Mühle lädt in regelmäßigen Abständen zu Festen und Veranstaltungen ein. /Copyright © Rainer Weisflog

Auch wenn die Sorben für einen Teil der Deutschen noch immer ein eher unbekanntes Volk sind, von Krabat haben die meisten bereits gehört. Sein Zauberhandwerk soll der Hexenmeister in der Teufelsmühle in Schwarzkollm beim dortigen Müller erlernt haben. Die alte sorbische Sage war auch die Grundlage für Otfried Preußlers gleichnamigen Jugendroman „Krabat“, der in über 50 Sprachen übersetzt wurde. Anlässlich des 100. Geburtstags hat der Künstler Mehrdad Zaeri die zeitlose Geschichte nun neu illustriert – bisher sind vor allem die Illustrationen des sorbischen Illustrators Měrćin Nowak-Njechorński in der Region bekannt. Krabat bleibt also auch heute noch ein Sinnbild für all das Geheimnisvolle und Mystische, das mit dem sorbischen Brauchtum einhergeht.

Krabat-Mühle
Mit dem Ziel ein einzigartiges Kulturangebot in der Lausitz zu erschaffen, gründete sich am 8. März 2005 der Verein KRABAT-Mühle-Schwarzkollm / Daniel Reiche

„Ich bin ein wenig wehmütig, dass ich kein Sorbisch spreche.“

Die sorbische Sprache verwandelt das Geheimnisvolle wieder in etwas Handfestes: Etwa, wenn sich Doris Kasper im Alltag eine pomazka und kein Toastbrot schmiert. „Die sorbische Sprache transportiert unglaublich viel“, sagt die Kulturmanagerin. „Mit Ausdrücken wie dem sorbischen Auf Wiedersehen/božemje vermittelt sie nicht nur die Nähe zu Gott und Religion. Es macht mit ihren Klängen auch Spaß, sie zu sprechen. Ich fühle mich darin zu Hause.“ Sowohl sie als auch Geschäftsführer Tobias Zschieschick haben sorbische Wurzeln.

Auch wenn er selbst kein Sorbisch spricht, für beide ist das Engagement in der KRABAT-Mühle eine Herzensangelegenheit. „Ich bin ein wenig wehmütig, dass ich die Sprache nicht spreche“, gibt Tobis Zschieschick zu, „nichtsdestotrotz bin ich froh, mit dem Verein einen wichtigen Beitrag leisten zu können, dass sorbisches Brauchtum erhalten bleibt.“

Die Sprache zu vermitteln und sie so lebendig zu halten, ist nur eine wichtige Aufgabe des Kulturzentrums: Sorbisches Brauchtum in das Bewusstsein der Menschen zu bringen – das gelingt dem Verein der KRABAT-Mühle nicht nur in seinen eigenen vier – oder bei den vielen Gebäuden auf dem Gelände, 32 Wänden – sondern auch in einer Wanderausstellung, die aktuell im Stadtmuseum Nordheim zu sehen ist.

Das Spinnen als traditionelle Handwerkskunst der Sorben wird in der Schauwerkstatt der KRABAT-Mühle erlebbar gemacht. / KRABAT-Mühle Schwarzkollm

Geheimnisvolle Raunächte erleben

Neben regionaler und traditioneller Küche bleiben Besucher der KRABAT-Mühle immer auf den Spuren des sagenumwobenen Zauberers. Zum Beispiel bei der nächsten Veranstaltungsreihe „KRABAT Magica“, die in der Zeit der Raunächte, vom 28. bis zum 30. Dezember, stattfindet. Und auch sonst blickt der Verein der KRABAT-Mühle voller Begeisterung ins neue Jahr: Denn aktuell werden fünf Ferienhäuser auf dem Gelände der KRABAT-Mühle gebaut. Ein idealer Ausgangspunkt, um sich die zweisprachige Lausitz mit all ihren Geschichten einmal länger anzuschauen.

Fünf sorbische Vokabeln passend zur KRABAT-Mühle:

  • Mühle – młyn
  • Zauberer – kuzłar
  • Backstube – pječernja
  • Magie – magija
  • Kultur – kultura

Bildrechte Beitragsbild: Milenka Retschke

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Gibt es denn etwas, das du dir für die sorbische Sprache wünschen würdest?

Ich würde mir wünschen, dass die Sprache nicht verloren geht. Manchmal macht es mich echt nachdenklich, wenn drei Freunde, die eigentlich alle Sorbisch können, nur noch Deutsch miteinander sprechen.
DJ Madstep
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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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