Komm mit in die Tiefen der Oberlausitzer Seen

Nicht nur in den Sternbildern haben wir sie gefunden – Wassermänner halten uns als Figuren oder Sagengestalten von Gefahren in Seen, Brunnen und Flüssen fern. Auch in der Lausitz ranken sich Geschichten und Mythen um den Wassermann, oder wie man auf Sorbisch sagen würde, den „Wódny muž“. Wir nehmen euch mit in die Tiefen der Oberlausitzer Seen und erzählen euch mehr über die doch ziemlich gruselig anmutende sorbische Sagengestalt.

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."

Der Blick in den Sternenhimmel kann uns trotz Technik und Digitalisierung nach wie vor zum Träumen bringen. Sternschnuppen, glitzernde Supernovae in Eiseskälte und unendlicher Raum. Was in dunklen Weiten geschieht, ist unhörbar, nicht sichtbar. Das ist interessant, aber auch ganz schön schaurig. Das geht unter die Haut und viele Fragen bleiben offen: der ideale Nistplatz für mythische Gestalten wie den Wódny muž!

Als Wódny muž in der wasserreichen Gegend der Lausitz als Sagenfigur Karriere zu machen, ist quasi ein Heimspiel, denn die „Lausitz“ hat ihren Ursprung im sorbischen Wort Łužica, was so viel bedeutet wie „Sumpflandschaft“ oder „Wasserloch“. Kein Wunder also, dass der sorbische Wassermann auch Namensträger des „Wassermannhaus“ in Malschwitz wurde. Und auch eine Kita in Räckelwitz trägt den Namen „Zum Wassermann“, also „K wódnemu mužej„.

 Das Wassermannhaus in Malschwitz. (Foto: Redaktion)

Ein Wassermann im Wasserloch?

Seine magischen Kräfte beschränken sich ganz aufs Wasser: Hier lässt er es stürmen und donnern oder die Wasserspiegel steigen – vor allem nach seinem Winterschlaf, wenn er ausgehungert erwacht, sind Überschwemmungen á la Wódny muž nicht unüblich. Gefressen werden vorwiegend Ertrunkene, Kinder und junge Mädchen. Ihre Seelen bewahrt er in Tontopfgärten am Grund der Seen oder Bäche auf. Vorsicht sei also am Ufer geboten, wo er samt Keule kleinen Menschen auflauert. Auch Seerosen sehen sicher sehr schön aus, aber lasse lieber die Finger davon – denn der Wassermann nutzt deine Neugier und zieht dich hinab ins Wasser.

Gewässer in Malschwitz. (Foto: Redaktion)

Typsich gleicht der Wassermann einer übergewichtigen, nackten Wasserleiche, die bereits ein paar Wochen im Schlamm eingeweicht ist. Wenn nicht nackt, dann trägt er einen nassen Anzug, Hut und machmal grünen Bart. Pfeife rauchend am Ufer trinkt er gern das ein oder andere Glas beim Kartenspielen, hilft manchmal auch Armen, mag Musik und hält Kontakt mit den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern.

Du willst mehr über den Wódny muž erfahren?

Hier kannst du nachlesen, was 1845 an Märchenwissen zum sorbischen Wassermann bekannt war.

Der Wassermann in der Lausitz

Aus: Schmaler a. a. S. 267. E. Willkomm, Sagen und Mährchen aus der Oberlausitz. Hann. 1845. Band I. S. 24. 

„Der Wassermann, Nykus genannt, sowie seine Gemahlin verlocken an See und Flüssen die Vorübergehenden zum Baden und ertränken sie sodann. Er thut dies auch mit Jedem, der in seinen Bereich kommt, denn er muß alle Jahre seine gewisse Anzahl Opfer bekommen, es seien nun Menschen oder Thiere. Wenn seine Frau an dem Ufer der Gewässer Wäsche trocknet, so ist regnerische Witterung und großes Wasser zu erwarten. Er erscheint in einer von einem Menschen in nichts unterschiedener Gestalt, und ist er auf trockenem Lande, so ist er unkräftig und man kann ihn gefangen nehmen und zu einem Diener machen. Mit seiner Frau zeugt er auch Kinder und diese gehen mit den Kindern der Menschen um. Die Töchter kommen auch wohl zum Tanze und verlieben sich in die hübschen Burschen. So kamen z. B. die Töchter des Wassermannes, wenn in der Schenke zu Lohsa Musik war, vor alten Zeiten auch immer dahin und tanzten ohne Scheu mit den jungen Burschen. Sie waren sehr schön und dabei hübsch geputzt und von den andern Mädchen nur dadurch zu unterscheiden und als Töchter des Wassermannes zu erkennen, daß ihr Rock stets einen nassen Saum hatte. Die eine verliebte sich in einen Burschen, welcher der schöne Georg hieß, ebenso er sich in sie, aber er scheute sich doch, in ihre Wohnung mitzugehen. Der Wassermann hatte aber damals seine Wohnung in dem an der Spree gelegenen und der Herrschaft gehörigen Teiche, welcher den Namen Ramusch führt und durch den jetzt der Fluß geleitet ist. Er begleitete seine Geliebte öfters bis hierher und ging auch endlich mit ihr. Der schöne Georg erzählte hierauf, sie habe, als sie zu dem Teiche gekommen, eine neue Gerte genommen und damit ins Wasser geschlagen. Dieses habe sich nun getheilt und sie wären auf einem schönen grünberasten Wege zu der Wohnung des Wassermannes gekommen und in dieselbe hineingegangen. Dort wäre es sehr schön gewesen und man habe ihn außerordentlich gut aufgenommen etc.

 Märchenhaft sehen sie aus, die Lausitzer Gewässer. (Foto: Redaktion)

Den Wassermann, sowie seine Frau erkennt man, wenn sie sich in Menschengesellschaft begeben, auch an ihren triefenden Gewändern, und Ersterer trägt außerdem ein rothes Käppchen auf dem Kopfe, Letztere dagegen rothe Strümpfe an den Füßen. In der Zittauer Gegend sitzt er im ersten und letzten Mondviertel an den Ufern der Flüsse, und zwar an Stellen, wo sie langsam fließen, tief sind und nicht rauschen. Sein Aussehen ist häßlich, er ist sehr bleich von Gesicht, und hat schwarze, lange bis auf die Schultern herabhängende Haare. Gekleidet ist er vom Fuß bis zum Kopfe in braungelbes Leder, das aus lauter kleinen Fleckchen zusammengesetzt ist. Diese pflegt er beim Mondenschein laut zu zählen, wobei er sich mit den Händen klatschend auf die Beine schlägt. An diesem Tone erkennt man ihn. Neugierige und Vorwitzige, die von dem Tone gelockt sich ihm näherten, sahen ihn dicht am überhängenden Borde sitzen und suchten ihn durch einfallendes Mitzählen und Klatschen zu unterbrechen. Er stürzte sich überschlagend ins murmelnde Wasser, ohne daß ihnen etwas geschah, dafür aber hatten sie das unangenehme Vergnügen, daß sie nunmehr alle Nächte das Klatschen und Zählen vor ihrer Wohnung mit anhören mußten, bis es sich traf, daß sie vor Aerger und Angst wieder einmal mitzählend einfielen, worauf sie ein lautes Gelächter vernahmen und fortan nicht weiter in ihrer Ruhe gestört wurden.“

Beitragsbild: Der Wassermann ist eine sagenumwobene Gestalt der Oberlausitz. (Foto: Gage Walker auf Unsplash)

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Jeder sollte für sich entscheiden, ob er Sorbisch lernen möchte. Ich kann aber für mich persönlich sagen, dass ich es cool finde, die Sprache zu verstehen.
Annika
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