Radsportprofi Trixi Worrack über die Olympischen Spiele 2021, Tokio und die Lausitz

Die Olympischen Spiele 2021 sind vorbei. Nach 16 Tagen und über 200 Wettkämpfen erlosch die olympische Flamme in Tokio. Zwei Wochen sportlicher Höchstleistungen liegen hinter den 11.000 Athletinnen und Athleten, die bei den Spielen alles gegeben haben. Wir haben mit Radsportlerin Trixi Worrack über Olympia 2021, das Radfahren und die Lausitz gesprochen.

Von: Stefan Rennert

Für Trixi Worrack waren es bereits die fünften Olympischen Spiele. Die sechsfache Weltmeisterin und elffache deutsche Meisterin war bereits in Athen, Peking, London und Rio de Janeiro dabei. Der Sport hat sie um die Welt geführt. In Japan war sie nun zum ersten Mal. Im Interview verrät sie uns, dass ihr von ihrem Besuch vor allem die Freundlichkeit der Japaner in Erinnerung bleiben wird. „Außerhalb von Tokio war es landschaftlich sehr schön. Und die Stadt Tokio ist einfach riesig“, erinnert sie sich.  

Trixi Worrack ist in Dissen (niedersorbisch Dešno) aufgewachsen. Der Ortsteil der Gemeinde Dissen-Striesow in Brandenburg hat rund 630 Einwohner. Ein größerer Kontrast zur japanischen Hauptstadt scheint kaum möglich. Auch wenn sie heute in Erfurt lebt, weiß sie die Lausitzer Natur weiterhin zu schätzen: „In der Lausitz lässt es sich wunderbar Fahrrad fahren, die vielen Radwege sind perfekt für eine Radtour, aber auch für mich ist das Training in der Umgebung toll.“  

In Dissen hat Trixi auch die sorbische Sprache kennengelernt. Auf Sehenswürdigkeiten in ihrem Heimatort und ihrer Wahlheimat Erfurt angesprochen, nennt sie unter anderem das sorbische/wendische Heimatmuseum. „Wo ich aufgewachsen bin, legt man noch großen Wert auf die sorbische Sprache“, erklärt sie. „Der Gottesdienst wird teilweise auf Sorbisch gehalten, meine Nichten lernen die Sprache in der Schule.“   

Dass Trixi Worrack aus der Lausitz stammt, spiegelt sich auch in ihrem Familiennamen wider: Dieser geht als Berufsname auf „wórak“ (niedersorbisch) zurück, was so viel wie „Pflüger/Ackerbauer” bedeutet. Mit ihrer jetzigen Leidenschaft, dem Radfahren, hat das natürlich wenig zu tun. 

Durch die berufsbedingten Reisen ist Trixi Worrack mit verschiedenen Sprachen in Berührung gekommen. Auch in ihrem Team sind viele Nationalitäten vertreten, aber sie sagt: „Gesprochen wird nur Englisch, was ich nach den vielen Jahren fließend spreche.“  

Englisch ist eine von zwei offiziellen Sprachen der Olympischen Spiele. Die andere ist Französisch. Insgesamt sind bei den Spielen jedoch über 200 verschiedene Nationalitäten und Sprachen vertreten.  

Normalerweise begegnen sich die Athleten nicht nur bei den Wettkämpfen, sondern auch im olympischen Dorf. In diesem Jahr war das ein bisschen anders. Die Pandemie erforderte besondere Sicherheitsbestimmungen, die auch im olympischen Dorf zu spüren waren. Es bestand vielerorts Mundschutz-Pflicht. Trixi Worrack hat die vielen Bestimmungen und Regeln zwar wahrgenommen, zieht aber ein positives Fazit: „Es war alles gut organisiert und somit für uns Sportler sehr erträglich.“ 

Nicht zuletzt die Aufnahmen der Wettkämpfe zeigen – es gab sie auch dieses Mal, die hoch emotionalen Olympia-Momente. Trotz erschwerter Trainingsbedingungen vorab, Corona-Beschränkungen und nicht zuletzt der teils enormen Hitze in Tokio: Das deutsche Team holte 37 Medaillen und schaffte es damit auf Platz 9 des Medaillenspiegels.  

Auf ihre eigenen sportlichen Erfolge in unfassbaren 20 Jahren Radsport angesprochen, bleibt Trixi Worrack beinahe bescheiden. Auf die fünf Olympia-Teilnahmen sei sie besonders stolz, sagt sie. Und auf die Silbermedaille, die sie 2006 im Straßenrennen in Salzburg gewonnen hat.  

Für Trixi Worrack läutet das Ende der Olympischen Spiele auch das Ende eines Karriereabschnitts ein. In diesem Sommer ist sie das letzte Mal als Profisportlerin unterwegs. Dann geht es für sie zurück in ihre Wahlheimat Erfurt. In Zukunft wird sie als Trainerin arbeiten. Nicht nur ihre sportlichen Leistungen, sondern auch ihr gelebter Teamgeist prädestiniert sie für diese Aufgabe. Als wir sie nach einem schönen Mannschaftserlebnis fragen, kann sie sich nicht sofort für eines entscheiden. „Da gibt es sehr viele schöne Ereignisse. Vor allem bleiben mir da die Mannschaftszeitfahren bei den Weltmeisterschaften in Erinnerung, da bei dieser Disziplin das ganze Team den Erfolg feiern kann“, sagt sie dann. Was ihre berufliche Zukunft und die neuen Aufgaben betrifft, ist für sie ganz selbstverständlich: „Ich freue mich besonders, meine Erfahrung an andere Sportlerinnen weitergeben zu können.“ 

Wir finden Trixis Einsatz für ihr Team klasse und wünschen ihr viel Erfolg für ihren weiteren Weg – Wjele zboža a wuspěch na dalšim puću (Sorbisch für „Viel Glück und Erfolg auf dem weiteren Weg!“)!  

 

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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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