Eindrücke aus Tokio – Prof. Kimura über die Olympischen Spiele 2021

Vor rund einer Woche haben in Japan die Olympischen Spiele begonnen. Eigentlich hätten sie bereits vor einem Jahr stattfinden sollen, doch durch die Pandemie kam alles anders. Obwohl das Spektakel nun in vollem Gange ist, kann von einem normalen Ablauf nicht die Rede sein. Die Spiele finden dieses Mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – eine historische Entscheidung. Es gibt keine vollen Zuschauerränge, stattdessen verwaiste Tribünen. Unser „Sorbisch? Na klar“ Botschafter in Japan Prof. Dr. Goro Christoph Kimura – nach seinen Eindrücken gefragt.  

Von: Linda Napier

Ein geplatzter Traum: Eine Stadtführung auf Sorbisch während der Olympischen Spiele  

Bei den Olympischen Spielen treten rund 11.000 Athletinnen und Athleten aus 205 Ländern an. Obwohl die offiziellen Olympia-Sprachen Englisch, Französisch und die Sprache des Gastgeberlandes sind, gibt es durch die Zusammenkunft verschiedenster Nationen vor Ort natürlich eine enorme sprachliche Vielfalt. Die Sportfans, die normalerweise eigens für die Spiele anreisen, sprechen vor Ort natürlich auch ihre Muttersprache. Prof. Kimura, der sich während seiner Forschungszeit in der Lausitz in die sorbische Sprache verliebte, erzählt uns, dass er diese Vielfalt gerne mit Sorbisch bereichert hätte: „Bevor die Olympischen Spiele wegen Corona um ein Jahr verschoben worden sind, hatte ich auch von sorbischen Freunden und Bekannten Anfragen über eine Reise nach Tokio bekommen. Schade, dass das nicht realisiert werden konnte. Ich hätte mich über eine sorbische Delegation gefreut.“  

Wir wären begeistert gewesen, davon berichten zu können, wie Prof. Kimura seinen sorbischen Bekannten Tokio zeigt. „Eine Führung durch Tokio auf Sorbisch wäre wunderbar gewesen. Der Germanist und Linguist Dr. Ken Sasahara, der auch Sorbisch spricht, hätte sicher gern mitgemacht.“ Im Hinblick auf die Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten war das leider nicht möglich. Wir hoffen aber, dass Prof. Kimura diese Pläne in Zukunft noch in die Tat umsetzen kann.  

Ein geplatzter Traum: Eine Stadtführung auf Sorbisch während der Olympischen Spiele Bei den Olympischen Spielen treten rund 11.000 Athletinnen und Athleten aus 205 Ländern an. Obwohl die offiziellen Olympia-Sprachen Englisch, Französisch und die Sprache des Gastgeberlandes sind, gibt es durch die Zusammenkunft verschiedenster Nationen vor Ort natürlich eine enorme sprachliche Vielfalt. Die Sportfans, die normalerweise eigens für die Spiele anreisen, sprechen vor Ort natürlich auch ihre Muttersprache. Prof. Kimura, der sich während seiner Forschungszeit in der Lausitz in die sorbische Sprache verliebte, erzählt uns, dass er diese Vielfalt gerne mit Sorbisch bereichert hätte: „Bevor die Olympischen Spiele wegen Corona um ein Jahr verschoben worden sind, hatte ich auch von sorbischen Freunden und Bekannten Anfragen über eine Reise nach Tokio bekommen. Schade, dass das nicht realisiert werden konnte. Ich hätte mich über eine sorbische Delegation gefreut.“ Wir wären begeistert gewesen, davon berichten zu können, wie Prof. Kimura seinen sorbischen Bekannten Tokio zeigt. „Eine Führung durch Tokio auf Sorbisch wäre wunderbar gewesen. Der Germanist und Linguist Dr. Ken Sasahara, der auch Sorbisch spricht, hätte sicher gern mitgemacht.“ Im Hinblick auf die Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten war das leider nicht möglich. Wir hoffen aber, dass Prof. Kimura diese Pläne in Zukunft noch in die Tat umsetzen kann.
Olympia-Stadion von Tokio (Foto: Prof. Kimura)

Jubeln nur mit Sicherheitsabstand  

Nicht nur für diejenigen, die gerne zu den Olympischen Spielen angereist wären oder es vielleicht trotzdem sind, gelten dieses Mal besondere Einschränkungen und Regeln. Die Sportler werden isoliert, sodass sie nicht mit der lokalen Bevölkerung in Kontakt kommen“, erklärt Prof. Kimura uns. Die Bestimmungen sind so streng, weil in Tokio erneut der Corona-Notstand verhängt wurde. Für die teilnehmenden Athleten und Athletinnen bedeutet das: Der Wettkampf erfolgt vor beinahe leeren Rängen. Dass sich die geänderten Abläufe und Rahmenbedingungen auf Stimmung und Atmosphäre auswirken, lässt sich nicht wegdiskutieren.  

Der olympische Fackellauf ist normalerweise ein zentraler Teil der Eröffnungszeremonie, der von den Zuschauenden verfolgt wird. Prof. Kimura berichtet, was in Japan nun anders war: „Der Fackellauf kam auch zu unserem Stadtviertel, aber das war kein richtiger Fackellauf, da nicht auf der Straße gelaufen wurde. Die Fackel wurde nur zum Rathausplatz transportiert und formell weitergereicht – ohne Zuschauer.“  Bis zuletzt haben alle gehofft, dass die Spiele – wenn auch mit Sicherheitsvorkehrungen und Hygienekonzepten – so stattfinden können, dass die Fans vor Ort teilhaben können.  

Doch den Fackellauf beobachten, zusammen jubeln – all das war und ist dieses Jahr nicht wie gewohnt möglich. So sollen auf der Straße vor Dr. Kimuras Wohnung z. B. die Sportler des Fahrradrennens durchfahren. Nun haben die umliegenden Haushalte Handzettel erhalten, die neben Informationen zur Route und Sperrung auch den Hinweis enthalten, nicht zum Anfeuern der Sportler und Sportlerinnen hinauszukommen. „So ist natürlich keine richtige Olympia-Stimmung möglich“, stellt Prof. Dr. Kimura fest. „Dass es so wird, hätte vorher niemand gedacht.“ 

Der olympische Grundgedanke und das Gemeinschaftsgefühl bleiben  

Sport, Kultur, Freizeit – das sind Dinge, die zusammengehören. Eng damit verknüpft: Gemeinschaftsgefühl und Geselligkeit. Bei den Olympischen Spielen kommen normalerweise viele verschiedene Menschen zusammen, deren Begeisterung für den Sport sie über Ländergrenzen hinaus verbindet und im Zweifelsfall auch Sprachbarrieren überwindet. Nun verfolgen sie das Großereignis vor Bildschirmen, an Fenstern oder von Balkonen aus. Das ist zwar nicht dasselbe, doch das vergangene Jahr hat uns gezeigt: Gemeinschaft ist auch virtuell möglich. Und der olympische Grundgedanke bleibt erhalten. Im Wettkampf zeigen Menschen sportliche Höchstleistungen, die größten Respekt verdienen. Umso wichtiger ist die Unterstützung der Fans auf anderem Wege, zum Beispiel über die Sozialen Medien.  

Wir sind auf jeden Fall dabei und freuen uns, dass es „Sorbisch? Na klar!“ dank Prof. Kimura indirekt nach Tokio geschafft hat. Außerdem wünschen wir den Olympischen Spielen weiterhin einen guten Verlauf und grüßen mit dem sorbischen Sportlergruß “Sportej zdar!” (“Sport frei!”). 

Beitragsbild: Olympische Ringe in Tokio 2021 mit Prof. Dr. Goro Christoph Kimura (im Bild). (Foto: Prof. Kimura) 

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Was wünschen Sie sich für das Schleifer Sorbisch?

Was man jetzt nicht erhält, wird auch in der Zukunft nicht mehr da sein. Jemand, der jetzt die Sprache spricht, sollte sie deswegen auch weitergeben. Denn jede Sprache ist ein Schatz, den wir bewahren sollten.
Juliana Kaulfürst
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