Ist dein Nachname sorbisch?

Weißt du, was dein Nachname bedeutet? Da sich Nachnamen schon vor vielen Jahrhunderten gebildet haben und oft Ableitungen von anderen Wörtern sind, wissen wir heute oft gar nicht, welchen Ursprung unser Nachname hat oder was er bedeutet. Wenn du in der Lausitz wohnst, kann es aber gut sein, dass dein Nachname eine slawische beziehungsweise sorbische Herkunft hat. Wir haben deswegen 12 bekannte Nachnamen aus der Lausitz herausgesucht, die einen solchen Ursprung haben und verraten dir, was sie bedeuten. Ist deiner dabei?

Von: Linda Napier

In den ältesten Zeiten besaßen die Menschen nur Vornamen, wie der Namensforscher Walter Wenzel in seinem Buch „Lausitzer Familiennamen slawischen Ursprungs“ schreibt. Die Vornamen, auch Rufnamen genannt, wurden verwendet, um eine bestimmte Person zu kennzeichnen. Im mittel- und osteuropäischen Raum entstanden im 13. und 14. Jahrhundert schließlich die ersten Familiennamen. Viele slawische Rufnamen wurden dabei mit der Zeit auch als Nachnamen eingesetzt und sind bis heute so oder in ähnlicher Form erhalten geblieben, wie alte Schriften belegen (Wenzel, 1999, S. 17).

Die Bedeutung der Nachnamen zeigt dabei, wo die erste Person, die diesen Nachnamen früher erhalten hat, gewohnt hat, was ihr Beruf oder typische Merkmale waren. Wenn du den Ursprung deines Nachnamens kennst, verrät das dir also mehr über deine Vorfahren. Ist dein Nachname einer der folgenden?

1) Buk, Buck, Bucke, Bugk

Wenn du Buk, Buck, Bucke, Bugk mit Nachnamen heißt, bedeutet dein Name „Buche“. Der Name wurde schon 1396 verzeichnet. Er hat einen westslawischen Ursprung (buk bedeutet Buche), worunter Walter Wenzel Polnisch, Slowakisch, Sorbisch und Tschechisch zusammenfasst und war entweder die Bezeichnung für jemanden, der in der landschaftlichen Umgebung von Buchen wohnte oder dessen Charakter oder äußere Erscheinung mit einer Buche gleichgesetzt wurde.

2) Czornack, Tschernig, Zarny, Zerny, …

Czornack, Tschernig, Zarny, Zerny – einen dieser Nachnamen hast du sicher schon mal in der Lausitz gehört. Sie alle lassen sich auf das obersorbische Wort čorny (auf Deutsch: „schwarz“) zurückführen. Der Ursprung dieser Nachnamen liegt im Jahr 1400. Auch dieser Name wurde aufgrund körperlicher Eigenschaften oder Gewohnheiten und Verhaltensweisen (vgl. Wenzel, 1999) verliehen – vielleicht hatte dein Vorfahre ja schwarze Haare oder ähnliches?

3) Doman, Domann, Dommach, Domusch, …                   

Wir schreiben das Jahr 1136, als die Nachnamen Doman oder Domann das erste Mal auftauchten. Abgeleitet wurde dieser Nachname von Rufnamen wie „Domaslav“, die sich von dem urslawischen Wort dom für Haus beziehungsweise doma für zu Hause bildeten. Dieser Nachname hat besonders viele Varianten. Von Dommach bis Domusch: alle führen dich zur Bedeutung „Haus, zu Hause“.

4) Heidusch, Hejda, Heiduschka, Heiduscke, Hejduska

Dein Nachname lautet Heidusch, Hejda, Heiduschka, Heiduscke oder Hejduska? Dann hast du einen Nachnamen, der direkt der sorbischen Sprache zugeordnet werden kann. Sie

stammen von dem sorbischen Wort für Buchweizen oder Heidekorn „hejduš“ ab. Auf Obersorbisch bedeutet das Wort auch „Grütze“. Entstanden sind die vielen Varianten des Nachnamens zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert.

5) Kowal, Kowar

Das spannende bei diesen Nachnamen ist, dass dir der letzte Buchstabe von Kowal und Kowar verrät, ob dein Nachname einen obersorbischen oder niedersorbischen Ursprung hat.

Während „Kowal“ im Jahr 1388 von dem niedersorbischen, polnischen und tschechischen Word „kowal für Schmied entstand, ist „kowar“ die obersorbische Bezeichnung für einen Schmied und wurde 1568 zum Nachnamen.

6) Kortschmar, Kretschmar         

Ein weiterer Nachname, der auf einen Beruf deiner Vorfahren hindeutet, ist der Nachname Kortschmar. Der 1639 vergebene Nachname stammt von dem obersorbischen Wortkorčmar“ das übersetzt „Gastwirt“ oder „Schenkwirt“ bedeutet. Der sehr ähnliche Name Kretschmar ist noch ein wenig älter, wurde 1425 aus dem Alttschechischen entlehnt und  trägt dieselbe Bedeutung.

7) Kral, Krahl

Alle, die Kral oder Krahl mit Nachnamen heißen hatten Könige als Vorfahren? Das lässt die Wortbedeutung zumindest vermuten. Das obersorbische oder tschechische Wort für König lautet nämlich kral. Tatsächlich beschreibt Walter Wenzel in seinem Buch (1999) aber, dass der 1374 entstandene Name mehrdeutig interpretiert werden kann. So können deine Vorfahren Bedienstete eines Königs gewesen sein oder eine höhere gesellschaftliche Stellung gehabt haben.

8) Krawc, Krautz

Interessierst du dich für Mode? Dann könnten die Nachnamen Krawc oder Krautz aus dem Jahr 1374 gut zu dir passen. Das obersorbische Wort krawc verrät dir, welchen Beruf deine Vorfahren wahrscheinlich hatten: Es bedeutet Schneider.

9) Lieschka, Lieschke, Lischka, Lischke, Liszka

Wurdest du schon einmal „ein schlauer Fuchs“ genannt? So kann es auch einem der ersten Namensträger der Nachnamen Lieschka, Lieschke, Lischka, Lischke, Liszka oder ähnlichen Varianten im 15. Jahrhundert gegangen sein. Zurückzuführen ist der Name nämlich auf das westslawische Wort liszka, das Fuchs bedeutet und auch schon früher als Übertragung für einen besonders schlauen Menschen als Nachname genutzt wurde.

10) Noak, Nowak, Nowy, Nauck, …

Dein Nachname lautet Noak, Nowak, Nowy, Nauck oder ähnlich? Dann stammt er von dem westslawischen Wort nowy ab, das „neu“ bedeutet. Im übertragenen Sinne wurde dieser Nachname Anfängern, Neulingen, Neuansiedlern oder jemandem, der einen neuen Glauben angenommen hat gegeben, wie Walter Wenzel beschreibt. Die verschiedenen Varianten des Namens entstanden über mehrere Jahrhunderte.

11) Schmoler, Schmoller, Smola            

Einen heute nicht mehr existenten Beruf hatten diese Namensträger im Jahr 1600: Die Namen Schmoler, Schmoller, Smola lassen sich von dem westslawischen Wort „smołar„, dem niedersorbischen Wort „smolaŕ“ beziehungsweise der obersorbischen Version „smoler“ für einen Pechbrenner, -sieder oder -händler ableiten.

12) Witschas, Witschask

Im 16. Und 17. Jahrhundert sind die Nachnamenvariationen Witschas und Witschask entstanden. „Wićaz“ ist ein altes obersorbisches Wort für „Freibauer“, „Lehnbauer“ oder „Lehngutsbesitzer“ (im Deutschen: Lehmann). Lehnbauern nutzen ein Stück fremdes Land unter Abgaben an den Besitzer. „Lehnen“ hängt sprachlich mit dem geläufigeren Wort „leihen“ zusammen. Das Gut oder der Acker wurde demnach „geliehen“.

 

Beitragsbild: Ist dein Nachname sorbisch? (Foto: Redaktion)

Dein Name war nicht dabei? Dann kannst du im Buch „Lausitzer Familiennamen slawischen Ursprungs“ von Walter Wenzel weiterstöbern (ISBN: 978-3742026484).

Wenn du nach niedersorbischen Nachnamen suchen möchtest, kannst du das mit dem Namenservice unter niedersorbisch.de/mjenja machen. Das Portal ist von Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftlern der niedersorbischen Zweigstelle des Sorbischen Instituts in Cottbus aufbereitet worden und wurde durch die Stiftung für das sorbische Volk gefördert.

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Findest du, dass jeder in der Region Sorbisch lernen sollte?

Jeder sollte für sich entscheiden, ob er Sorbisch lernen möchte. Ich kann aber für mich persönlich sagen, dass ich es cool finde, die Sprache zu verstehen.
Annika
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