Der Zug für die sorbische Sprache ist abgefahren

Ist der Zug für die sorbische Sprache schon abgefahren? Ja, zumindest, wenn man es wortwörtlich nimmt: Seit dem 8. Februar ist ein Triebfahrzeug der Länderbahn als Botschafter der sorbischen Sprache im Ostsachsennetz unterwegs – gebrandet mit Motiven unserer „Sorbisch? Na klar.“-Kampagne. Wir haben vor Ort die ersten Fotos geschossen und möchten dir eine kleine Vorschau geben. Aber keine Sorge, alle Details zeigen wir dir an dieser Stelle natürlich noch nicht.

Von: Stefan Rennert

Nach den Linienbussen ist ein gebrandeter Zug, der die Zweisprachigkeit der Lausitz sichtbar macht, natürlich ein besonderes Highlight. Der umgestaltete Triebwagen der Regionalbahn „TRILEX“ soll auf seinen Fahrten in Ostsachsen ein Signal für die sorbische Sprache setzen. Denn sie gehört einfach zum Alltag der Lausitz dazu: Viele Menschen sprechen neben Deutsch auch Sorbisch als Muttersprache oder lernen die zweite Heimatsprache in der Schule. Entdecken kannst du den Zug auf seinen Fahrten von Bautzen, Görlitz oder Zittau bis nach Dresden.

 Der „Sorbisch? Na klar.“-Zug macht in Bautzen Halt. (Foto: Matthias Bulang)

Motive von Alltag und Kultur

Auf dem Triebwagen sind verschiedene Szenerien abgebildet, die von zweisprachigen Texten begleitet werden. Die Dialogpaare kannst du dir dabei meist erschließen. Aber letztlich muss man dabei gar nicht alles wortwörtlich verstehen. Wichtig ist, dass man als Betrachterin oder Betrachter ein Gefühl dafür bekommt, dass in der Lausitz in zwei Sprachen miteinander interagiert wird und beide Sprachen im Alltag einen Platz haben. Das zeigt auch das Motiv mit zwei jungen Menschen, denen der aktuell angesagte sorbische Hip-Hop gefällt. Wie man mit Hip-Hop die sorbische Sprache schmackhaft machen kann, hat uns Clemens im Interview erzählt, der selbst früher gerappt hat. Und wie sorbischer Hip-Hop klingen kann, zeigen Lil Handrij, FloJ und SMAN in ihrem Song „Straight Outta Łužica“.

 Das Motiv zeigt, dass der Alltag in der Lausitz zweisprachig ist. (Foto: Matthias Bulang)

Neben den Alltagsmotiven haben auch sorbische Kulturschätze einen Platz auf dem Zug gefunden. So zum Bespiel das traditionelle Osterreiten, das seit Jahrhunderten nicht nur die sorbische Bevölkerung begeistert. Das ausdrucksstarke Motiv mit Osterreitern und prachtvollen Pferden wird von dem Textpaar „Wir lieben die Lausitz…“ – „… a naše nałožki.“ begleitet. Auf Deutsch bedeutet „a naše nałožki“ „und unsere Bräuche.“

 Das Osterreiten ist ein Highlight der Lausitz. (Foto: Matthias Bulang)

Aber auch das Thema „Digitalität“ und die Etablierung der sorbischen Sprache auf Social Media spielt auf dem gebrandeten Triebwagen eine Rolle. So zeigt ein Motiv einen Influencer, der ein Foto auf seinem Smartphone betrachtet und sich über die gelungene Aufnahme aus der Lausitz freut: „Krasna wokolina…“ (Deutsch: Herrliche Umgebung). Seine Begleitung hat ebenfalls ein Instagram-taugliches Bild geschossen und postet dieses mit den Hashtags #Lausitz und #SorbischNaKlar. Welche Orte in der Lausitz sich besonders gut für tolle Bilder eignen, haben wir euch hier zusammengestellt. Aber auch der Zug selbst ist ein tolles Fotomotiv und wir freuen uns schon auf eure Fotos, die wir gern teilen, wenn ihr unseren „Sorbisch? Na klar.“-Instagram- oder Facebook-Kanal verlinkt und die Hashtags nutzt.

 Die ersten Fotografen haben den Zug bereits abgelichtet. (Foto: Matthias Bulang)

Zugfahrt als kleiner Sprachkurs

Neben den Motiven kannst du auf den Fensterscheiben weitere Dialogpaare entdecken. Vielleicht entwickelt sich deine nächste Zugfahrt dann zu einem kleinen Sprachkurs und du beherrschst am Ende deiner Fahrt ein paar neue Vokabeln. Genug zu entdecken, gibt es auf dem Zug zumindest und das erste Feedback bei der Zug-Einweihung war überwältigend. Viele haben sich über diesen ganz speziellen Zug gefreut und mit einem „Daumen hoch“ gezeigt, dass sie hinter der Botschaft „Sorbisch? Na klar.“ stehen.

Wann machst du dein erstes Foto mit dem umgestalteten Triebwagen? (Foto: Matthias Bulang)

Was noch auf dich zukommt

Der Triebwagen soll nicht nur von außen die Reisenden begeistern. Auch für den Innenraum gibt es schon Ideen: Vereine in der Lausitz möchten den Triebwagen nutzen, um Aktionen rund um die sorbische Sprache durchzuführen. Denkbar wären zum Beispiel Lesungen sorbischer Autorinnen und Autoren oder Veranstaltungen, sobald dies wieder möglich ist.

 Auch im Innenraum des Triebwagens soll das Motto „Sorbisch? Na klar.“ lauten. (Foto: Matthias Bulang)

 

Beitragsbild: Es war ein Gänsehaut-Moment, als der Zug das erste Mal im Bahnhof Bautzen einfuhr. (Foto: Matthias Bulang)

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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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