„Das Sorbische gehört bei uns zum Geschäftsalltag“

Im sächsischen Nebelschütz nahe Bautzen wird gelasert gestanzt, geschweißt, gefräst und pulverbeschichtet: Hier hat die Firma WeDa Metall ihren Hauptsitz. Das Unternehmen beschäftigt rund 30 Mitarbeiter und bietet viele Leistungen der Blech- und Aluminiumverarbeitung. Wir haben mit dem sorbischen Geschäftsführer David Wenk über ihren preisgekrönten Desinfektionsspender, die Geschäfte während der Corona-Pandemie und den Wert der sorbischen Sprache gesprochen.

Von: Linda Napier

Herr Wenk, Sie sind 31 Jahre alt und leiten ein Unternehmen mit rund 30 Angestellten. Wie kam es zu diesem Werdegang?

Die Arbeit in diesem Bereich kannte ich grob schon sehr gut von meinem Vater. Der hatte 1990 ein eigenes Unternehmen gegründet und Feuerlöscher und Brandschutztechniken vertrieben. Dabei hat er auch Anlagen in dem Bereich gewartet und geprüft. Für mich war es ganz normal, in der Ferienzeit bei meinem Vater anzupacken und mitzuhelfen. Nach der Schule habe ich 2007 meine Lehre als Konstruktionsmechaniker begonnen und 2010 abgeschlossen. Ich habe meinen LKW-Führerschein erworben und 2012 meinen Meister gemacht. Und dann kam der Punkt, an dem ich gesagt habe: Ich gehe den Weg weiter und helfe meinem Vater. So bin ich bei ihm im Betrieb eingestiegen, wir haben uns vergrößert, und ich übernahm Positionen als Vorarbeiter und Führungskraft. 2018 habe ich beschlossen, ein eigenes Unternehmen mit eigenem Schwerpunkt zu gründen – geboren war die WeDa Metall GmbH.

 

Produktionshalle

 

2020 haben Sie sich entschlossen, einen Desinfektionsspender zu produzieren. Was hatte Sie zu dem Schritt bewogen?

Als Unternehmen hatten wir uns bereits in der Branche der Metallverarbeitung mit unseren zwei Werken und einer Produktionsfläche von 3.400 m2 sehr gut etabliert. Lasern, kanten, schweißen, weiterverarbeiten – wir können den Kunden alles aus einer Hand bieten und haben einen breiten Kundenstamm in der Region. Dann kam die Coronapandemie, die Aufträge gingen zurück, und wir mussten für einige Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden. Die Idee mit den Desinfektionsspendern kam mir, als wir solche Spender für unseren Produktionsbetrieb kaufen wollten. Zu der Zeit war der Markt quasi leergefegt. Da dachte ich: Wir sind doch so gut aufgestellt, so etwas könnten wir doch auch allein entwickeln. Ich hatte die Vorstellung, einen Desinfektionsspender zu schaffen, der keinen Strom benötigt, mit zehn Liter Fassungsvermögen, den man überall hinstellen kann. Also machte ich mich an die Arbeit, übernahm selbst die Konstruktion, baute Prototypen, prüfte die Funktionsweise, kalkulierte die Verkaufspreise und begann mit dem Marketing.

 

Wie war die Resonanz auf den Desinfektionsspender?

Die Nachfrage war sehr groß. Wir hatten für die Vermarktung hunderte Flyer verteilt, tausend Mails verschickt und Leuten von unseren Ideen erzählt. Das hatte Erfolg. So wurde die Kreissparkasse auf uns aufmerksam und hatte uns mit dem Unternehmerpreis des Jahres 2020 ausgezeichnet. Dementsprechend hatten wir viele Anfragen. Ein Betrieb der Milchverarbeitung, der zu einem Großkonzern gehört, hatte direkt zwanzig Stück bestellt. Ein Spirituosenproduzent fand unsere Idee so gut, dass sie ihr eigenes Logo auf den Spender gedruckt haben wollten.

 

David Wenk mit dem Unternehmenspreis

 

Wie ist die Lage des Unternehmens heute, 2022, also zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie bei WeDa Metall?

Was uns als Firma angeht, stehen wir insgesamt gut da. Wir sind vom Auftragsvolumen ungefähr dort, wo wir vor zweieinhalb Jahren waren, also vor Ausbruch der Pandemie. Aber unsere Aufträge haben sich etwas verschoben. Den meisten Umsatz erzielen wir in den Bereichen Fahrzeugtechnik, Brandschutztechnik, Laborausstattung, Prüf & Prototypenbau und Lohnfertigung im klassischen Sinne. Was den Desinfektionsspender angeht, ist die Nachfrage abgeflacht. Aber das war zu erwarten: Aktuell reden alle über das Impfen, aber keiner mehr über das Desinfizieren. Was uns zunehmend Probleme bereitet, sind die Materialbeschaffungen. Die Preise sind exorbitant gestiegen. Materialverfügbarkeit ist derzeit auch ein heikles Thema.

 

Sie selbst sind in Räckelwitz aufgewachsen und wohnen dort auch heute. Räckelwitz gehört zum sorbischen Siedlungsgebiet. Wie ist Ihr Bezug zur sorbischen Sprache?

Sorbisch ist meine Muttersprache, der Bezug ist dementsprechend stark. Es war die Sprache, die wir zu Hause gesprochen haben. Ich ging in einen sorbischen Kindergarten und auf eine sorbische Schule. Das ist für mich eine sehr wertvolle Erfahrung, über die ich sehr dankbar bin. Auch mein Freundeskreis ist größtenteils Sorbisch. Und wenn ich zu meinen Eltern gehe, rede ich mit Ihnen auch am liebsten auf Sorbisch. Es ist einfach eine Sprache, die uns verbindet, eine schöne Gemeinsamkeit.

 

Sorbische Begriffe rund um Blech- und Aluminiumverarbeitung

schweißen – skować

stanzen – stancować, rypać

fräsen – frezować

Eisen – železo

Stahl – wocl

 

Der Firmensitz von WeDa Metall liegt in Nebelschütz, das ebenfalls zum Kernsiedlungsgebiet der Sorben gehört. Inwieweit gehört die sorbische Sprache zum Arbeitsalltag?

Wir sind als Unternehmen fest mit Nebelschütz verbunden und unterstützen zum Beispiel den Fußballverein vor Ort. Das Sorbische gehört also einfach zum Geschäftsalltag, weil wir viele Kunden in der Region haben. Es gibt sogar Kunden, die explizit mit mir auf Sorbisch sprechen möchten. Das finde ich schön, denn wir haben hier in der Region einen ganz besonderen Zusammenhalt. Wir haben mit der Sprache etwas, das uns verbindet. In unserem Betrieb selbst sprechen ungefähr ein Viertel der Beschäftigten Sorbisch.

 

Gibt es etwas, das Sie sich für die Zukunft der sorbischen Sprache wünschen?

Ich selbst wohne ja in Räckelwitz und arbeite in Nebelschütz. Hier im sorbischen Kernsiedlungsgebiet wird die Sprache selbst sehr gut gepflegt. Wir haben viele Angebote – sorbische Kindergärten, sorbische Schulen, und auch die Menschen pflegen im Alltag ihre Sprache. Es gibt auch Leute, die hierhin ziehen, die mitunter nicht wollen, dass ihre Kinder Sorbisch lernen. Das finde ich schade. Aber viele sehen auch, dass das Sorbische mit seiner Sprache und Kultur viel zu bieten hat. Und das sollten wir beibehalten.

 

 

Bildrechte: David Wenk / WeDa

Mehr über die sorbische Sprache in Job und Ausbildung erfährst du in diesen Artikeln:

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Was wünschen Sie sich für das Schleifer Sorbisch?

Was man jetzt nicht erhält, wird auch in der Zukunft nicht mehr da sein. Jemand, der jetzt die Sprache spricht, sollte sie deswegen auch weitergeben. Denn jede Sprache ist ein Schatz, den wir bewahren sollten.
Juliana Kaulfürst
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