Heimkehrer-Geschichten: Judith Scholze / Judit Šołćina im Gespräch über ihre Reise zurück in die Lausitz

Was führt uns fort aus der Heimat? Und was bringt uns wieder dorthin zurück? Darüber sprechen wir in unserer neuen Podcast-Reihe mit Menschen aus der Lausitz/Łužica. In der ersten Folge nimmt uns Judith Scholze / Judit Šołćina mit auf eine spannende Reise durch verschiedene Stationen ihres Lebens.

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."
Porträt der Protagonistin
Judith Scholze /Judit Šołćina; Bildrechte Judith Scholze

Die Anfänge in der Lausitz

Judith Scholze/ Judit Šołćina, wuchs in Cölln/Chelno auf; dem kleinen, nicht dem großen Köln, wie man vor Ort sagt. Durch die Verwandtschaft reiste sie früh durch die ganze Lausitz/Łužica. Die Schule führte sie nach Bautzen/Budyšin. Zwölf Jahre besuchte sie dort das sorbische Gymnasium, bevor sie das Studium der Psychologie schließlich nach Dresden zog.

Schon damals engagierte sie sich parallel nicht nur für die Sorben, sondern auch für Minderheiten auf europäischer Ebene. Zunächst war sie ehrenamtlich im Vorstand der Jugendorganisation ‚Jugend Europäischer Volksgruppen‘ tätig. Das Hauptamt ließ nicht lange auf sich warten. Damit legte sie den Grundstein für ihren späteren Werdegang. Obwohl Judith Scholze/Judit Šołćina ihr Studium der Psychologie abschloss, machte sie ihre damalige Leidenschaft – das Engagement für Minderheiten – somit schon früh zum Beruf.

Von Flensburg nach Berlin

Nach einer Zwischenstation in Bautzen/Budyšin, wo sie sich für das sorbische Bildungswesen engagierte, zog es die Sorbin für ein halbes Jahr nach Flensburg. Dort war sie für die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) tätig. Für Judith Scholze war allerdings schnell klar: Der Norden ist nur eine Zwischenstation.

Ihr Weg führte sie nach Berlin, wo sie Leitung des Minderheitensekretariats übernahm und auch privat ihr Glück fand, denn in der Hauptstadt lernte sie schließlich ihren Mann kennen.

Ein sorbisches Umfeld für den Nachwuchs

Die Geburt ihres kleinen Sohnes brachte die Familie zwar nicht zurück nach Cölln/Chelno, aber dafür in eine andere alte Heimat – nach Bautzen/Budyšin. Ihr Sohn sollte in einem sorbischen Umfeld aufwachsen und sich in einem sorbischen Sprachraum mit Gleichaltrigen austauschen können. In der Lausitz/Łužica ist das gegeben: Sorbische Traditionen und Bräuche werden gelebt, die sorbische Sprache gesprochen.

Auch die Arbeit hat Judith Scholze/ Judit Šołćina wieder zu ihren Wurzeln geführt. In Bautzen/Budyšin ist sie derzeit Hauptgeschäftsführerin der Domowina. In der Aufgabe geht sie auf, sie liebt ihre Arbeit und schätzt ihr engagiertes Kollegium.

Ein bisschen Fernweh bleibt

Trotz der Nähe zu Familie und Freunden sowie dem sorbischen Umfeld vermisst Judith dennoch gelegentlich den Trubel und die Möglichkeiten der Kulturmetropole Berlin. Vieles in der Großstadt war ihr näher, sagt sie. Die sächsische Kleinstadt birgt einige Herausforderungen.

Wenn sie heute in der Sundowner Bar sitzt und den Anblick der Altstadtkulisse genießt, ist die Hauptgeschäftsführerin der Domowina daher froh, gelegentlich nach Berlin zurückkehren zu können – ein Zimmer in ihrer alten Wohnung hat die Familie behalten.

Was am Ende zählt

Judith Scholze/Judit Šołćina macht im Gespräch jedoch vor allem eines deutlich: Die Reise durch die Lausitz/Łužica, der Abstecher nach Flensburg und die Zeit in Berlin haben ihr Leben bereichert. Neue Perspektiven kennen zu lernen und zu erleben, wie andere Städte (und ihre Bewohner) ticken, hat sie geprägt. Nun muss sie die Tasche nur noch packen, wenn sie in den Urlaub fährt – und auch das ist schön.

 

„In jedem das Gute zu finden, das habe ich mitgenommen.“

Judith Scholze/ Judit Šołćina

 

Jetzt die ganze Folge hören: Lausch dem „Sorbisch? Na klar.“-Podcast mit Judith Scholze

Lausch jetzt dem ganzen Gespräch und erfahre, wie Judith die Balance zwischen Großstadt und Kleinstadt gefunden hat, was sie an Bautzen/Budyšin schätzt, was sie nervt und warum sie sogar in Berlin sorbische Kontakte geknüpft hat.

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