Sorabistik: Sorbisch in Leipzig – na klar!

Wusstest Du, dass das sorbische Sprachgebiet früher nicht nur bis Leipzig reichte, sondern weit darüber hinaus durch ganz Thüringen bis in die Oberpfalz? Das sehen wir heute noch an den Ortsnamen. Bei uns in Sachsen sind die Namen aller großen Städte ursprünglich sorbisch: Lipsk leitet sich vom sorbischen Wort für Linde ab (lipa), Dresden geht auf ein altes Wort für Sumpf zurück, Chemnitz genau wie Kamenz auf den Stein (kamjeń) und Zwickau wohl auf einen alten Götternamen.

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."

Ein Artikel von Prof. Dr. Eduard Werner 

Sorabistik – was ist das eigentlich?

Die Sorabistik als wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich mit den sorbischen Sprachen, ihrer Literatur und Kultur. Das Institut für Sorabistik ist der weltweit einzige Standort für die Ausbildung von Sorbisch-Lehrkräften. Einzigartig sind aber auch die Bachelor- und Masterstudiengänge Sorabistik. Über die Sorabistik hinaus wird zudem der Studiengang Bachelor of Arts (B. A.) Europäische Minderheitensprachen angeboten, der außerdem keltische Sprachen wie Irisch und Walisisch umfasst.

Logo der Sorabistik

Über 300 Jahre Sorbisch an der Universität Leipzig

1716 gründeten sorbische Theologiestudenten die erste Studentenvereinigung Deutschlands und den ersten sorbischen Verein. Ziel war die Schaffung einer Plattform zum Lernen und Erforschen des Sorbischen. Das benötigten sie als zukünftige Pfarrer, das Angebot wurde aber auch von deutschen Studenten angenommen, z. B. von Georg Körner (1717–1772), der das größte handschriftliche Wörterbuch des Sorbischen erstellte und auch die erste wissenschaftliche Abhandlung über das Sorbische schrieb.

Richtig institutionalisiert wurde aber die Sorabistik als Fach erst nach dem Zweiten Weltkrieg, und 1951 konnte man sich erstmals hierfür an der Universität Leipzig einschreiben. Seitdem ist wissenschaftlich einiges erreicht worden: Die Werke bedeutender sorbischer Dichter, wie z. B. Handrij Zejler, und auch viele Sprachdenkmäler sind herausgeben worden, Wörterbücher, Grammatiken und Lehrwerke sind entstanden. Es gibt einen 15-bändigen Sprachatlas, Übersetzungen aus fremden Literaturen und vieles mehr!

Lehrraum des Instituts für Sorabistik. Beschriftung: Institut für Sorabistik, H1 2.10
Lehrraum des Instituts für Sorabistik

Jubiläumskonferenz – 70 Jahre Sorabistik

Das Institut für Sorabistik kann jetzt also auf über 70 Jahre Forschung und Lehre an der Universität Leipzig zurückblicken. Das wird vom 19. – 22. Mai 2022 mit einer wissenschaftlichen Konferenz gewürdigt. Erwartet werden Gäste aus sieben Ländern, darunter Kanada, Polen, Serbien und Japan. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Perspektiven

Wenn man nach vorne schaut, so steht die Sorabistik vor vielen Herausforderungen und interessanten Aufgaben: es fehlen Lehrerinnen und Lehrer für Sorbisch, es gibt viel zu untersuchen gerade im Bereich Zweisprachigkeit, Spracherhalt und Revitalisierung, viele Dichter und Sprachdenkmäler sind nicht herausgegeben.

Die Sorabistik gehört zu Leipzig wie Sorbisch zu Sachsen und Brandenburg. Aber die Sprachen werden von immer weniger Leuten gesprochen. Hier ist jeder einzelne wichtig! Was man mit Sorbisch im Beruf alles so machen kann, erfährst du hier.

Sorbisch für Nullsprachler

Das Institut für Sorabistik bietet den Studiengang Lehramt Sorbisch seit kurzem auch für Nullsprachler an Wer also gern Sorbisch-Lehrer werden will, aber noch nicht gut genug Sorbisch kann, – die Lehrveranstaltungen sind größtenteils auf Sorbisch – hat die Möglichkeit, in einem intensiven Sprachlernjahr durch ein Propädeutikum (Vorstudium) die Grundlagen dafür erreichen. Danach schließt sich das Studium Lehramt Sorbisch an. Dafür verlängert sich der BAföG-Anspruch um zwei Semester.

Weiterführende Infos:

alle Beiträge laden

Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
Zum Interview