Eine Modedesignerin und ein Grafikdesigner aus Berlin gestalten humorvolle Motive für T-Shirts, Beutel und andere Accessoires. Das Besondere: Auf ihren Produkten finden sich sorbische Wörter und Anspielungen auf die sorbische Kultur der Lausitz. Wir stellen euch hier Steffi und Stefan Hanusch vor, die Gründer von SerbskiKonsum.
Stefan Hanusch ist freiberuflicher Grafiker und Designer. 2005 ist er seiner Frau nach Berlin gefolgt, die in der Hauptstadt ihren Traum als Modeschneiderin erfüllen wollte. Beide kommen ursprünglich aus der Umgebung von Bautzen und sind sorbischsprachig aufgewachsen. Über sich selbst sagt Stefan, er sei ein guter Beobachter: ein Mensch, der lieber am Rand als in der Mitte steht. Ein Nachdenker und Tüftler.
Und in der Tat: Bei unserem Videotelefonat schweift sein Blick manchmal durch den Raum. Man merkt ihm an, dass er ein Mensch mit vielen Ideen und Gedanken ist und diese manchmal erst ordnen muss. Dass er gerne nach den richtigen Worten sucht, bevor er sie ausspricht. Seine Frau Steffi sitzt neben ihm, beide versprühen viel Herzlichkeit und Charme. Manchmal ergänzt sie seine Gedanken, und man hat man den Eindruck, dass sie genau das formuliert, was er gerade denkt. Und vermutlich ist es genau diese Harmonie, diese Liebe und Kreativität, die das Besondere an SerbskiKonsum, dem Herzensprojekt der beiden, ausmacht.
SerbskiKonsum – ein Shop für T-Shirts, Beutel und Accessoires mit sorbischen Sprüchen und Motiven, der aus einem Scherz entstanden ist
Durch seine guten Kontakte in die Lausitz hatte Stefan bereits 2006 erste Aufträge für sorbischsprachige Projekte. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr. 2013 entstand dann das Projekt SerbskiKonsum – eher durch Zufall, wie sich Stefan erinnert: „Wir waren auf einem Konzert von Berlinska dróha. Das ist eine Punkband, die auch auf Sorbisch singt. Im Sorbischen gibt es ja Jank a Hanka, und mir kam mir die Idee zu ‚Punk A Hanka‘, einem Strichmännchen-Punk mit Strichmännchen-Frau, die eine sorbische Tracht trägt. So war im Prinzip unser erstes Motiv entstanden“.
Steffi gefielen die Zeichnungen so gut, dass sie sich daran machte, erste T-Shirts damit zu entwerfen und drucken zu lassen. Später kamen weitere Motive hinzu. Etwa das Motiv einer Frau in sorbischer Tracht auf einem Moped „Schwalbe“. „In der Lausitz gab [gibt] es diese Tradition, dass Frauen die Brötchen holen“ „Früher gab es einige ältere sorbische Frauen, welche auf ihrer Schwalbe ins Nachbardorf zum Brötchenholen fuhren“, erzählt Steffi. „Aber wegen ihrer Tracht konnten sie einfach keinen Helm tragen. Irgendwann bekamen sie das Sonderrecht, dass sie mit ihrer Tracht auch ohne Helm Schwalbe fahren durften. Das war wirklich sehr markant und ein prägendes Bild unserer Kindheit. Alle, denen wir unsere Entwürfe gezeigt hatten, fanden das T-Shirt-Motiv total großartig“. Viele Freunde und dann deren Freunde fanden das Motiv großartig, so wurde es zu unserem Markenzeichen.
Was eigentlich als Scherz gemeint war, wurde immer bekannter. Es kamen weitere Anfragen hinzu, und andere Sorben brachten neue Ideen ein, sodass SerbskiKonsum immer weiter wachsen konnte. Dass ihre Produkte so gut ankommen, liegt dabei vielleicht auch an ihrer humorvollen Art, sorbische Traditionen zu betrachten. Leichtigkeit sei ihr unglaublich wichtig, sagt Steffi. Und Stefan ergänzt: „Unsere Botschaft ist so ein bisschen: Kommt, wir machen uns locker und sehen das mit Humor“. „Hey, unser Erbe ist schwer genug! Mit ein wenig Humor lässt es sich leichter tragen.
Die sorbische Sprache: ein Schatz, der gepflegt werden will
Neben witzigen Motiven finden sich auch sorbische Sprüche auf den Textilien und Accessoires bei SerbskiKonsum. Dass die Sprache ihnen eine Herzensangelegenheit ist, merkt man im Gespräch direkt. Bei diesem Thema blüht das Paar förmlich auf. Denn obwohl die beiden in Berlin leben, fühlen sie sich mit ihrer Heimat noch immer stark verbunden. Dass sie miteinander Sorbisch im Alltag sprechen, ist für sie mittlerweile selbstverständlich. „Das Sorbische, diese Sprache, ist doch wie ein kleiner Schatz, den wir pflegen sollten“, sagt Steffi. „Für das Gehirn ist es etwas Wunderbares, wenn man verschiedene Sprachen spricht. Wir sehen das als eine Bereicherung“.
Stefan und Steffi berichten dann von besonderen Erlebnissen, die sie mit der Sprache verbinden. So gab es einen Moment, an den sie sich besonders gern erinnern: „Wir waren vor einigen Jahren in Bolivien in der Wüste“, erzählt Stefan. „Wir hatten uns als Deutsche vorgestellt, und dann kamen eines Tages Engländer auf uns zu und fragten: ‚Was ist das für eine Sprache, die ihr da sprecht?‘ Wir haben ihnen vom Sorbischen erzählt, sie fanden das total interessant, weil sie davon noch nichts gehört hatten. Und dann haben wir uns eine Weile darüber unterhalten“.
Ihre Hoffnung, die Sprache weiter lebendig zu halten
Für die Zukunft haben die beiden konkrete Vorstellungen, wie die Menschen mit der sorbischen Sprache umgehen sollten. „Mein Wunsch ist, dass die Menschen, die die Sprache können, sie auch sprechen und so erhalten“, sagt Steffi. Stefan nickt und ergänzt: „Eine friedliche Koexistenz der Sprachen, das wäre sehr schön. Damit meine ich nicht nur das Deutsche oder Sorbische, sondern auch andere Sprachen“.
Dass einige junge Sorben die Sprache weniger pflegen wollen, empfinden sie als schade. Gleichzeitig bemerken sie, dass die Sprache in Bautzen und anderen sorbischen Kerngebieten stärker verankert ist. Stefan: „Die Jugendlichen haben Lust auf die Sprache und Freude daran, sie zu sprechen. Sie sehen das als etwas Lebendiges. Und das ist doch toll“.
Bildrechte: Stefan Hanusch
Du möchtest mehr über die Arbeiten von Stefan und Steffi Hanusch sowie SerbskiKonsum erfahren?
Hier kannst du dir anschauen, wie die von Stefan gestaltete Weihnachtskarte für „Sorbisch? Na klar.“ aussieht.
Die Arbeiten von Steffi und Stefan und ihr Herzensprojekt „SerbskiKonsum“ findest du hier.