Wow! Dieser König sprach Sorbisch.

Entspannt laufen wir bei strahlendem Sonnenschein durch die sehenswerte Altstadt von Bautzen. Das war ein echt cooles Interview mit Daniel Matka aka DJ Madstep, denke ich, ein wirklich interessanter und sympathischer Typ.

 

Von: Josi Altmann

Noch ziellos bestaunen wir die zahlreichen historischen Türme. Da fällt uns ein großes Reiterstandbild auf, das an einem der Türme angebracht ist: Ein bärtiger Mann sitzt dort stolz auf seinem hohen Ross.

Wir erfahren, dass wir vor dem Lauenturm stehen. Bei dem stolzen Reiter handelt es sich um den König Albert I. von Sachsen. Geschaffen und enthüllt wurde das Standbild im Jahr 1913.

Mehr als 60 Jahre früher lebte Kronprinz Albert in einer Wohnung, gleich um die Ecke, in der Inneren Lauenstraße. Er hatte im Herbst 1849 das Kommando eines Bataillons in Bautzen übernommen und lebte hier etwa ein Jahr. Während dieser Zeit war seine Königliche Hoheit Prinz Albert nicht nur Befehlshaber, sondern lernte nebenbei auch Sorbisch. Der sorbische Verleger Jan Arnošt Smoler besuchte den Kronprinzen jede Woche und unterrichtete ihn vier Stunden.

Lauentrum (Foto: Redaktion)

Im Wochenblatt Tydźeńskje nowiny vom 24. November 1849 heißt es dazu: „Seine wahrhaft vorzüglichen Gaben unterstützen die eifrige Mühe, welche er auf die sorbische Sprache verwendet, sehr, und es läßt sich demnach erhoffen, daß er in kurzer Zeit so viel an Kenntnissen erlangt, wie zu seiner allgemeinen Unterhaltung erforderlich ist.“ Aus anderen Quellen kann man entnehmen, dass ihm das sehr gut gelang.

Aber auch darüber hinaus hatte das sächsische Königshaus eine besondere Beziehung zum sorbischen Volk. So hatte der letzte Kronprinz des Königreichs Sachsen, Georg, eine katholische Sorbin als Kinderfrau. Sie nannte ihn liebevoll „Jurij“, was die sorbische Form des Namens Georg ist. Nach deren Gewohnheit nannte bald schon die ganze Familie den kleinen Georg einfach „Jurij“. Anders als sein Großvater und Vater erhielt Georg keine posthumen Ehrungen. Weder wurde für ihn ein Denkmal errichtet noch wurden Straßen oder Plätze nach ihm benannt.

Das Stadttor ist je nach Jahreszeit an mehreren Tagen in der Woche geöffnet und kann besichtigt werden – es lohnt sich, die Aussicht über die Stadt ist wunderschön! Weitere Informationen zum ältesten Turm Bautzens und zu angebotenen Führungen findet ihr auch hier. 

Möchtest du auch gern wissen, wie dich die sorbische Kinderfrau damals gerufen hätte? Eine Auflistung verbreiteter Vornamen mit sorbischer Übersetzung findest du hier.

Was uns nach unserer kurzen Recherche überraschte, war dagegen die überregionale Bekanntheit und der Einfluss von König Albert I. Er ist auch weit über die Stadtgrenze Bautzens und den Lauenturm hinaus bekannt. Im Jahre 1877 weihte König Albert selbst eine Vorstadt in Dresden ein, die Albertstadt. Sie war damals die größte zusammenhängende Kasernenanlage Deutschlands. Daneben sind in Dresden noch weitere Bauwerke und Plätze nach ihm benannt, so zum Beispiel die Albertbrücke, der Albertplatz und die Albertstraße sowie das Albertinum. Auch in Leipzig wurde der König ebenfalls in mehrfacher Form geehrt, zum Beispiel mit der Albertina, der bekannten Universitätsbibliothek der Stadt.

Spannend für uns war zudem, dass der Lauenturm ein Teil der Stadtbefestigung war und ab Mitte des 16. Jahrhunderts als Gefängnis und Kerker diente. Auf Sorbisch heißt der Lauenturm im übrigen „Lawska wěža“. Seinen Namen erhielt er vom Wappentier des Königreiches Böhmen, dem Löwen (von Leu = Löwe). In der Innenschrift des Reiterstandbilds heißt es „Dem König Albert von Sachsen das dankbare Bautzen“. Vermutlich, weil er nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1873 die Einordnung Sachsens in das von Preußen geführte Deutsche Reich fortführte.

Beitragsbild: König Albert (Foto: Redaktion)

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Findest du, dass jeder in der Region Sorbisch lernen sollte?

Jeder sollte für sich entscheiden, ob er Sorbisch lernen möchte. Ich kann aber für mich persönlich sagen, dass ich es cool finde, die Sprache zu verstehen.
Annika
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