Denkst du das Gleiche über Sorbisch wie ich?

Was bedeutet es, eine andere Muttersprache als Deutsch zu haben? Warum lernt man Sorbisch oder warum verlernt man es wieder? Was hat eine Sprache mit dem eigenen Heimatgefühl zu tun? Ich habe verschiedene Menschen in der Lausitz gefragt, was sie über die sorbische Sprache denken. Ihre Antworten findest du unten. Vielleicht erkennst du dich ja in der ein oder anderen Aussage wieder.

Von: Linda Napier

Alexander, 18 Jahre – glücklich, Sorbisch zu sprechen

„Zu Hause sprechen wir Deutsch. Weil ich so gut Sprachen lernen kann, haben meine Eltern entschieden, mich auf die sorbische Grundschule zu schicken. Da das so gut geklappt hat, habe ich auch auf dem Gymnasium mit der Sprache weitergemacht und dabei auch viele sorbische Freunde gefunden. Deswegen bin ich sehr glücklich über diese Entscheidung.“

Sarah, 20 Jahre – denkt, Sorbisch ist normal für die Lausitz

„Ehrlich gesagt habe ich mir noch nie so wirklich Gedanken über die sorbische Sprache gemacht. Da ich in der Region aufgewachsen bin, ist es für mich irgendwie ganz normal, dass es hier auch Sorbisch gibt. Ich selbst spreche aber nur Deutsch.“

Im Kornmarkt-Center in Bautzen haben wir Menschen nach ihrer Meinung befragt (Foto: M. Bulang)

Milenka, 39 Jahre – findet Sorbisch hilfreich

„Ich bin Lehrerin und habe die Erfahrung gemacht: Je mehr Sprachen man kann, desto leichter lernt man weitere. Auf der Schule, an der ich unterrichte, wachsen viele Kinder von Anfang an zweisprachig auf. Sie haben einen sehr intuitiven Umgang mit den Sprachen und überlegen nicht, welche Sprache gesprochen werden muss. Sie sprechen einfach.“

Joline und Isabelle, beide 17 Jahre – haben Freundinnen, die Sorbisch sprechen

„Wir können beide kein Sorbisch. Aber viele unserer Freundinnen sprechen Sorbisch. Wenn sie das zu oft machen, fühlen wir uns manchmal etwas ausgeschlossen, weil wir ja nicht verstehen, worüber sie dann sprechen. Aber insgesamt finden wir die Sprache auch total interessant. Es wäre komisch, wenn es kein Sorbisch mehr geben würde. Die Sprache gehört einfach zu der Lausitz dazu.“

Auf soblex kannst du sorbische Wörter nachschlagen.

Wenn du Sorbisch lernen möchtest, kannst du auf der Seite sorbischlernen.de nachschauen.

In 100 Sekunden Sorbisch lernen macht mit dem autio-visuellem Angebot des WITAJ-Sprachzentrums richtig viel Spaß.

Christoph, 72 Jahre – findet es wichtig, dass Sprachen erhalten werden

„Ich bin Halbsorbe. Als Kind sind meine Eltern mit mir aus der Heimat weggezogen. Jetzt lebe ich wieder hier. Durch den Umzug habe ich lange Zeit kein Sorbisch mehr gesprochen. Ich kann noch vieles verstehen, aber das Sprechen klappt leider nicht mehr. Ich finde, dass jede Sprache geschützt werden muss – übrigens auch die deutsche Sprache.“

Martha, 18 Jahre – achtet darauf, auch im Alltag Sorbisch zu sprechen

„Sorbisch ist meine Muttersprache. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, auf ein sorbisches Gymnasium zu gehen und auch Fächer wie Biologie auf Sorbisch zu haben. Ich hoffe, dass die Sprache nicht verloren geht. Deswegen sollten Freundinnen und Freunde, die Sorbisch können, auch untereinander Sorbisch sprechen.“

Beitragsbild: Gespräch auf dem Schulflur (Foto: Redaktion)

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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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