Weißt du, warum es diese fünf Redewendungen gibt?

Redest du auch manchmal um den heißen Brei herum oder verlierst den roten Faden? Im Deutschen und im Sorbischen gibt es so manch ein Sprichwort, das mit Sprache zu tun hat. Aber weißt du eigentlich, woher diese viel verwendeten Redewendungen kommen? Wir zeigen dir die spannenden Geschichten hinter fünf bekannten Phrasen. Welche gefällt dir am besten?

Von: Julia Mahal

1. Um den heißen Brei herumreden

Bedeutung: Nicht zum Kern der Sache kommen. / Um etwas Wichtiges herumreden. / Sich davor drücken, etwas Heikles anzusprechen.

Wenn jemand um den heißen Brei herumredet, dann gibt diese Person keine klare Antwort oder kommt einfach nicht zum Kern der Sache. Das Sprichwort verwendet man auch, wenn man das Gefühl hat, dass jemand etwas Wichtiges nicht aussprechen möchte. Aber hättest du gedacht, dass diese Phrase ihren Ursprung schon im 16. Jahrhundert hat und wahrscheinlich den Katzen zu verdanken ist? Schon Luther soll die Redewendung „Wie eine Katze um den heißen Brei schleichen.“ verwendet haben. Früher wurden Katzen nämlich nur mit den Resten vom Tisch gefüttert – die konnten mitunter noch heiß sein. Dann schlich die Katze um den Brei, damit sie sich beim Fressen nicht verbrannte. Das Sprichwort sagt also: Jemand vermeidet ein Thema, um sich daran nicht zu „verbrennen“. Im 19. Jahrhundert wurde aus dem Sprichwort dann der heute geläufige Satz „Um den heißen Brei herumreden“.

2. Jej/jemu Serb na hubu bije.

Übersetzung: Ihr/ihm schlägt der Sorbe auf den Mund. – Bedeutung: In einer nicht sorbischen Sprache, z. B. deutsch oder englisch, mit sorbischem Akzent sprechen.

Herkunft: Im Gespräch hören die Menschen nicht nur die Worte, sondern auch die Betonung, die Aussprache einzelner Buchstaben, laut oder leise oder die Sprachmelodie. Und sie fragen sich, wieso spricht sie oder er irgendwie anders Deutsch als ich, das klingt anders. Und dann erfahren sie, dass ihr Gesprächspartner Sorbe ist, der als Kind beispielsweise bis zum Schuleintritt zu Hause nur sorbisch gesprochen hat und auch heute überwiegend sorbisch spricht. Wenn er deutsch spricht, dann kommt in der Betonung, in der Sprachmelodie oder in der Aussprache einzelner Buchstaben das Sorbische durch. Er spricht mit sorbischem Akzent. Und dann sagen die Sorben manchmal etwas derb und scherzhaft: Jemu Serb na hubu bije. Was wörtlich übersetzt heißt: Ihm schlägt (oder noch derber: haut) der Sorbe auf den Mund. Das gibt es auch andersherum. Wenn jemand sorbisch mit deutschem Akzent spricht, dann scherzhaft: Jemu Němc na hubu bije. Übersetzt: Ihm schlägt/haut der Deutsche auf den Mund.

3. Ins Fettnäpfchen treten

Bedeutung: Sich sehr ungeschickt anstellen. / Etwas Unpassendes sagen. / Einen Fehler machen, der vermeidbar gewesen wäre.

Ach herrjeh! Mit dieser Aussage bin ich aber ganz schön ins Fettnäpfchen getreten – dieses Gefühl haben wir alle schon einmal gehabt. Wenn wir etwas Unpassendes gesagt haben oder richtig tollpatschig in eine Situation hereingestolpert sind, kommt dieses Sprichwort schnell zum Einsatz. Mit „Hineinstolpern“ ist möglicherweise auch die Herkunft dieses Sprichwortes zu erklären. Denn: Früher besaß man nicht so viele Schuhe wie heute. Umso wichtiger war es da, sie zu pflegen, damit sie lange getragen werden konnten. Dazu stand neben der Haustür ein kleines Fass mit Stiefelfett. Wenn man nach Hause kam, wurden die Schuhe damit eingefettet. Passte jemand nicht auf, trat sie oder er in das Fässchen – obwohl doch alle wussten, dass es dort neben der Tür stand. Man war ins Fettnäpfchen getreten und machte sich dadurch nicht besonders beliebt.

4. Někomu do kała łazyć.

Übersetzung: Jemandem ins Kraut kriechen. – Bedeutung: sich in fremde Angelegenheiten einmischen, seine Kompetenzen überschreiten, ins Handwerk pfuschen.

Herkunft: Da gibt es doch wirklich Leute, die müssen ihre Nase überall reinstecken, die wissen immer über alles Bescheid, wissen alles besser und geben ständig gute Ratschläge. Manchmal können sie uns verunsichern oder nerven einfach nur. Die Tierärztin erklärt dem Ofenbauer, wie er die Kacheln zu setzen hat. Die Chefredakteurin erklärt dem Bundestrainer, wie er die Spieler einzusetzen hat. Der Autobauer erklärt der Hautärztin, wie sie die Pickel entfernen soll. Der Alltag hält unendlich viele Beispiele bereit. Und im Sorbischen sagen sie dann: Přestań, jemu do kała łazyć! Was übersetzt heißt: Hör auf, ihm ins Kraut zu kriechen! Das ist eine klare Ansage.

5. Den roten Faden verlieren/etwas hat keinen roten Faden

Bedeutung: Den Gedanken nicht fortführen können. /  Etwas hat keine erkennbare Struktur oder Ordnung.

Du möchtest etwas wirklich Wichtiges erzählen und in all dem Eifer verlierst du plötzlich den roten Faden? Manchmal hören wir aber auch Vorträge oder lesen etwas und denken uns: Das hat doch irgendwie keinen roten Faden. Das Sprichwort drückt aus, dass jemand den angefangenen Gedanken nicht fortführen kann oder dass wir ganz einfach die Struktur bei einer Sache vermissen. Die sehr häufig verwendete Redewendung soll bereits im 18. Jahrhundert entstanden sein: In der englischen Marine wurden Segelschiffe vor einem Diebstahl gesichert, indem sich ein roter Faden durch jedes Tau zog. Der Faden zeigte: Dieses Schiff samt der wichtigen Taue gehört der Marine. Und dieses Erkennungszeichen ließ sich nur entfernen, indem man die Taue zerstörte. Wenn man also den roten Faden verliert oder vermisst, dann ist die komplette Verbindung oder Struktur von etwas verloren. Als Sprichwort wird diese Phrase übrigens dank Goethe verwendet, der diese in seinem 1809 erschienenen Roman „Die Wahlverwandtschaften“ niederschrieb.

Für sorbische Redewendungen gibt es ein: Obersorbisches phraseologisches Wörterbuch, von Anatolij Ivčenko und Sonja Wölke, Domowina-Verlag GmbH, Bautzen 2004.

 

Beitragsbild: Das Sprichwort „Um den heißen Brei reden“ hat etwas mit Katzen zu tun. (Foto: Abeer Zaki auf Unsplash)

Wie unsere sorbischen Redewendungen ausgesprochen klingen, kannst du dir hier anhören:
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Findest du, dass jeder in der Region Sorbisch lernen sollte?

Jeder sollte für sich entscheiden, ob er Sorbisch lernen möchte. Ich kann aber für mich persönlich sagen, dass ich es cool finde, die Sprache zu verstehen.
Annika
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