Sprichst du mit deinem Pferd Sorbisch?

Wenn es nach Christian geht, dann ist die idyllische Landschaft der Lausitz das ideale Fleckchen Erde für Reitausflüge. Und er muss es wissen: Der 32-Jährige Crostwitzer wuchs mit Pferden auf und wurde 2019 Deutscher Meister der Amateure in der Vielseitigkeit. Mit uns spricht der erfolgreiche Reitsportler über seinen Bezug zur sorbischen Sprache, seinen zweisprachigen Reitverein und die Tradition des Osterreitens.

Von: Josi Altmann

Am Anfang unseres Telefon-Interviews erklärt mir Christian, was „Vielseitigkeit“ bedeutet: „Vielseitigkeitsreiten ist quasi der Dreikampf des Pferdesports: Begonnen wird mit Dressur, dann folgt Gelände und zum Schluss Parcour.“ 2019 holte sich Christian mit seiner Stute Namibia hierbei Gold im Amateurreiten – sein größter bisheriger sportlicher Erfolg. „Zurzeit sind Reitsportveranstaltungen nicht möglich“, erzählt der Crostwitzer, „wir hoffen natürlich alle, dass es bald weitergehen kann, natürlich mit entsprechenden Hygienekonzepten.“

Seine Stute Namibia übernahm Christian als junges Pferd vom Tierarzt und bildete sie selbst aus. Auch wenn die meiste Kommunikation mit dem Pferd über Körpersprache läuft, bekommt Namibia schon mal sorbische Worte zugesprochen: „Sorbisch ist für mich einfach die Sprache, die ich im Alltag am häufigsten nutze. Ob Namibia etwas versteht, ist natürlich eine andere Frage“, schmunzelt der Reitsportler.

Verwurzelt mit Region, Sprache und Sport

Die Liebe zu Pferden hat der 32-Jährige in die Wiege gelegt bekommen, denn auch Christians Vater besitzt Pferde. So richtig gefunkt hat es dann aber erst später: „In meiner frühen Jugend habe ich lieber Fußball gespielt. Aber irgendwann hat mich der Reitsport dann doch noch gepackt“, verrät er uns. Heute ist er beim Pferdesportverein „Am Klosterwasser“ e.V. Panschwitz-Kuckau aktiv und sitzt dort auch im Vorstand.

Auf die Frage hin, welche Sprache im Verein gesprochen wird, antwortet Christian ganz klar „beide“. Er sagt: „Bei uns wird sowohl Sorbisch als auch Deutsch gesprochen. Unser Verein ist durch und durch zweisprachig. Klar, bei Treffen wird Deutsch gesprochen, damit alle alles verstehen. Aber unsere Webseite, Plakate und die Veranstaltungen, die wir ausrichten, sind zweisprachig.“ Das sei auch ein wichtiges Ziel des Vereins: „Wir setzen uns bewusst dafür ein, dass beide Sprachen gleichwertig genutzt werden. Wenn zu manchen Veranstaltungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ganzen Bundesland anreisen, ist das sogar ein Aushängeschild für uns. Man weiß, dass in Crostwitz das zweisprachige Pferdeturnier stattfindet. Unsere Region ist zweisprachig, unsere Vereinsmitglieder sind es und auch unser Publikum – daher ist die sorbische Sprache für uns sehr wichtig.“

Hier geht’s zum Pferdesportverein „Am Klosterwasser“ e.V. Panschwitz-Kuckau.

Auch für Christian persönlich hat die Zweisprachigkeit einen hohen Stellenwert. Er wuchs mit beiden Sprachen auf und führt dieses Konzept in seiner eigenen Familie weiter: „Meine Frau spricht mit unseren beiden Söhnen Deutsch und ich Sorbisch. Es liegt an meiner Generation, die sorbische Sprache weiterzugeben. Wenn wir es nicht machen, sieht es schlecht aus. Jede Sprache ist ein Gewinn und sollte bewahrt werden.“

Osterreiten als Highlight für Jugendliche

„Mit 14 war ich das erste Mal selbst Osterreiter. Das war ein Highlight, auf das ich mich wie auch viele meiner Freunde gefreut hatte“, erinnert sich Christian. Wenn man Osterreiter werden möchte, meldet man sich beim Kantor des Dorfes. Danach werden Lieder geübt und Abläufe besprochen, bis man in einer festlichen Messe vor dem Osterreiten als Neuling vorgestellt wird, erklärt mir Christian den Prozess. Das Osterreiten ist eine der wichtigsten Traditionen gläubiger Sorben, bei dem neben dem christlichen Glaubensbekenntnis auch Pferde eine besondere Rolle spielen. „Viele der Osterreiter sitzen tatsächlich nur einmal im Jahr für das Osterreiten auf dem Pferd. Das macht das Ganze für sie natürlich noch spannender.“ Auch wenn das für Christian als passionierten Reiter nicht der Fall ist, bleibt das Osterreiten auch für ihn etwas Besonderes: „Das Osterreiten war für mich als Jugendlicher ein Highlight und das bleibt es auch heute noch. Es gehört hier in die Region und ich bin gern ein Teil davon.“ Ob das Osterreiten 2021 stattfinden kann, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

 

Beitragsbild: Christian wurde mit seiner Stute Namibia Deutscher Meister der Amateure (Foto: privat)

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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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