Fahrrad statt Surfboard, Räckelwitz / Worklecy statt San Sebastián

Ein neuer ‚Sorbisch? Na klar.‘– Podcast aus unserer Serie ‚Heimgekehrt‘ ist da! Nachdem wir in den letzten beiden Folgen mit der Heimkehrerin Judith Scholze gesprochen haben, sind nun zwei weitere Folgen mit André Mirtschink online. Er kehrte vor vier Jahren in die Lausitz zurück, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Was ihn dazu bewegte, wie er die Lausitz in seiner Kindheit wahrgenommen hat und wie er sie jetzt sieht, erfahren wir in ‚Heimgekehrt‘. Erst einmal werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf beide Folgen – die Links findest du am Ende des Artikels.

Von: Redaktion "Sorbisch? Na klar."

Behütete Kindheit in der Lausitz

André Mirtschink kennt die Lausitz wie seine Westentasche. Geboren 1986 in Räckelwitz / Worklecy, zog er mit seiner Familie erst nach Cunnewitz / Konjecy, später dann nach Jeßnitz / Jaseńca. Seine Familie verband ihn mit der sorbischen Sprache und Kultur. Sorbisch war in dieser Zeit seine Alltagssprache. „Das Deutsche kannte ich nur durch Besucher“, erzählt er uns im Podcast.

Das änderte sich mit Beginn der weiterführenden Schule. Er besuchte das sorbische Gymnasium in Bautzen / Budyšin, an dem er sein Abitur machte. Der Region blieb er treu für sein Studium verschlug es ihn an die Technische Universität Dresden, an der er Chemie studierte.

Von Dresden über Amsterdam nach San Sebastián

Im Podcast erzählt er, dass ihm nach seinem Diplom relativ schnell klar wurde, dass es nach all den Jahren in der Lausitz Zeit war, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Kulturen kennenzulernen. Getreu seinem Motto „Je zeitiger ich weggehe, desto zeitiger habe ich die Chance, wieder zurückzukehren“, entschied er sich, im Ausland zu promovieren. Seine Wahl fiel auf Amsterdam – eine Stadt, in der er schlussendlich vier Jahre lang lebte.

Im Rahmen seines Postdocs zog es André Mirtschink weiter ins europäische Ausland. Mit Zwischenstation in Frankreich hatte er zwei Jahre lang eine Forschungsstelle in San Sebastián inne. Im sonnigen Spanien, erzählt er, habe er vor allem die Meeresnähe und das häufige Surfen sehr genossen.

Ob in den Niederlanden, in Frankreich oder in Spanien – eines war ihm stets besonders wichtig: „Ich wusste, dass man selbst viel leichter Anklang findet und in neue Kulturen aufgenommen wird, wenn man anderen Menschen in ihrer Muttersprache begegnet. Daher habe ich mir immer die Mühe gemacht, schnell die neue Alltagssprache zu lernen.“ Das Resultat: André Mirtschink spricht sechs Sprachen fließend: Sorbisch, Deutsch, Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch. Das Sorbische hat dabei für ihn eine ganz besondere Bedeutung.

Sorbische Wurzeln in der Ferne

Trotz der teils großen Distanz zur Lausitz blieb André Mirtschink stets eng mit der sorbischen Sprache und Kultur verbunden. Meist waren es sorbische Bücher, die ihm ein Heimatgefühl gaben: „Ich habe sehr gerne die Bücher von Jurij Brězan gelesen oder auch die von Měrćin Nowak-Njechorński.“

Dennoch, so räumt er ein, sei es teilweise schwierig gewesen, eine Sprache wie Sorbisch, die in seinem Alltag in den Niederlanden, in Frankreich oder in Spanien keine Rolle spielte, zu bewahren. Dies bemerkte er vor allem, als er – zurück in der Lausitz – das erste Mal wieder eine sorbische Zeitung aufschlug und für das Durchlesen eines einzigen Absatzes mehrere Minuten brauchte.

Sorbisch zieht zurück: André Mirtschinks Heimkehr in die Lausitz

Nach mehr als sechs Jahren im Ausland zog es André Mirtschink wieder in Richtung Heimat: Er tauschte das Surfboard gegen ein Fahrrad und San Sebastián gegen Räckelwitz / Worklecy. Daran war das Sorbische nicht unbeteiligt. Er erzählt uns: „Es hat mich irgendwie zurückgezogen. Ich wollte noch einmal diese sorbische Seite an mir aufrollen.“ Vor allem der Bezug zu Familie und Freunden sei ihm wichtig gewesen.

Neben der sorbischen Sprache und Kultur trug sein Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit zur Heimkehr in die Lausitz bei. Dort angekommen gründete der leidenschaftliche Kicker seine eigene Firma ‚Rabatz -die Kickermanufaktur‘. In dieser fertigt er individuelle Kickertische an, die später verkauft oder auch vermietet werden. Welche ‚Heimvorteile‘ er dabei nutzen konnte, wie das Nach-Hause-Kommen war und weshalb er positiv in die Zukunft blickt, erzählt er im neuen ‚Sorbisch? Na klar.‘ -Podcast ‚Heimgekehrt‘.

Wir wünschen dir viel Spaß beim Zuhören!

„Ich wusste, dass man selbst viel leichter Anklang findet und in neue Kulturen aufgenommen wird, wenn man anderen Menschen in ihrer Muttersprache begegnet.“

André Mirtschink

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