Patricia Kaube ist seit acht Jahren im Filmbusiness unterwegs: Die 26-jährige Leipzigerin hat direkt nach der Schule das Filmemachen für sich entdeckt und verdient heute ihren Lebensunterhalt mit Werbefilmen. Zudem verfolgt sie eigene Herzensprojekte, zu denen auch der Film „Sorbenkind“ zählt – dabei spricht sie selbst überhaupt kein Sorbisch. Mit uns hat sie über ihre Idee hinter dem Kurzfilm gesprochen und uns verraten, welche Erfahrungen sie bei ihrem ersten Besuch in der Lausitz gemacht hat.
Irgendwo in Brandenburg nach Drehschluss sitzt Patricia vor gut zwei Jahren mit zwei ihrer Kollegen zusammen und spricht bei einem Feierabendbier über den erfolgreichen Tag. Da klingelt das Handy ihres Bautzener Kollegen: „Ich staunte nicht schlecht, als er auf einmal in einer anderen Sprache telefonierte“, erinnert sich Patricia. Neugierig wartet sie ab, bis das Telefonat beendet ist: „Dann konnte ich meine Neugier nicht länger zurückhalten“, verrät sie mit einem Schmunzeln. „Ich war mir nicht bewusst, dass unser Kameramann eine andere Muttersprache hat und von der sorbischen Sprache hatte ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nie etwas gehört.“ Ein Schlüsselereignis für die engagierte Filmemacherin. „Ich fand es unglaublich schade, dass ich diese Sprache und die sorbische Kultur bis dato nicht kannte – obwohl Leipzig doch gar nicht so weit von der Lausitz entfernt ist“, resümiert sie.
„Ich dachte mir, da muss man was machen.“
Inspiriert von diesem Abend überlegte die Künstlerin, wie sie Ihren Gedanken Ausdruck verleihen solle: „Ich dachte mir, da muss man was machen. Eine Sprache ist ein unglaublicher Schatz. Und die Erzählungen meines Kollegen gaben mir das Gefühl, dass es auch für viele in der Stadt Lebende nur von Vorteil sein kann, mehr über die sorbischsprachige Lausitz zu erfahren. Ich wollte einen Film machen für Menschen wie mich, die vorher noch nichts vom Sorbischen gehört haben.“ Finanziell unterstützt wurde das Filmprojekt der 26-Jährigen durch die Kampagne „So geht Sächsisch“. Sie begann zu recherchieren und Drehbücher zu schreiben.
Von anfänglicher Skepsis und sorbischer Gastfreundschaft
Auf die Frage hin, ob Patricia Vorurteile hatte, als sie in die sorbischsprachigen Dörfer der Lausitz fuhr, antwortet sie mit Leichtigkeit: „Ich bin neugierig wie ein Kind, wenn ich Filme produziere. Da ist nicht viel Platz für Vorurteile. In meinen Recherchen bin ich aber auch auf Vorurteile gestoßen, die sich aber in keinem Fall bestätigt haben.“ Eines dieser Vorurteile sei die Sorge vor Ausgeschlossenheit gewesen. „Am Anfang sind wir natürlich in den Dorfgemeinschaften als Touris aufgefallen. Nachdem wir uns aber vorgestellt haben, wurde uns mit einer solch herzlichen Gastfreundschaft begegnet, die ich nur selten zuvor so erlebt habe. Selbst wenn untereinander mal ein sorbischer Satz gefallen ist – für uns war das nie ein Problem in der Kommunikation.“
Ein ähnliches Szenario durchlebt auch der Hauptdarsteller in dem Film „Sorbenkind“. Nach anfänglicher Skepsis bekommt er zu spüren, dass die Werte von Gemeinschaft und Rückhalt für seine sorbische Auftraggeberin selbstverständlich sind.
Diese Werte vermisst Patricia manchmal in der Stadt: „Es gibt nichts Schöneres, als auf dem Land zur Ruhe zu kommen und so eine besondere Kommunikation miteinander zu pflegen. In der Stadt kennt man die eigene Nachbarschaft meist nicht.“ Sie selbst ist mit dem schnellen Takt des Stadtlebens aufgewachsen und wollte diesen Kontrast zur Lausitz auch den Protagonisten durchleben lassen: „Die Frage war: Was passiert, wenn eine Figur einfach ins kalte Wasser geworfen wird und sich hier in der Lausitz beruflich und privat von heute auf morgen zurechtfinden muss. Deswegen auch das Wortspiel von ,Sorbenkind‘ und ‚Sorgenkind‘.“
Viel wertvolles Feedback
Nicht nur über die Social-Media-Kanäle von „Sorbisch? Na klar.“ hat Patricia viel Rückmeldung zu ihrem Film bekommen. „So eine Resonanz ist das Beste, was mir passieren kann,“ sagt sie begeistert. Dabei ist sie auch offen für Kritik: „Es kam zurecht die Anmerkung, dass ich noch mehr von der sorbischen Sprache und Kultur hätte zeigen können. Und das stimmt auch. Hätte ich mehr Zeit und Budget gehabt, dann hätte ich noch viel mehr recherchieren und verfilmen können. Geplant war eigentlich nur ein fünfminütiger Film. Daraus sind 18 Minuten geworden – so spannend ist das Thema.“
Wir finden es toll, dass sich junge Künstlerinnen und Künstler mit der sorbischen Sprache und dem Alltag in der Lausitz auseinandersetzen und finden, Patricia hat das selbstgesteckte Ziel des Films erreicht und das Sorbische wieder ein kleines Stück näher an die herangetragen, die selbst keine Muttersprachler sind.
Beitragsbild: Am Set von „Sorbenkind“. (Foto: Patricia Kaube)