Das sind die fünf liebsten Weihnachtslieder der Lausitz

Weihnachten wäre ohne all die schönen Melodien und Liedertexte einfach nicht dasselbe. Unter den vielen eingängigen Weihnachtslieder ist es da gar nicht so einfach, sich für einen Favoriten zu entscheiden. Wir wollten es trotzdem wissen und haben euch nach euren liebsten Ohrwürmern zu Weihnachten gefragt. Unter den fünf liebsten Weihnachtsliedern der „Sorbisch? Na klar.“-Community gibt es neben Klassikern auch eine Überraschung.

Von: Manuel Wagner

Eine Weihnachtsmelodie wird wahrscheinlich auf der ganzen Welt erkannt: Wenn „Stille Nacht, heilige Nacht“ (auf Sorbisch: Ćicha nóc, swjata nóc) angestimmt wird, kommen vielen zumindest die ersten Zeilen in den Kopf. Das mag auch daran liegen, dass dieses weltbekannte Lied aus dem Jahr 1818 in über 320 Sprachen oder Dialekte übersetzt wurde. Komponiert wurde die Melodie von Franz Xaver Gruber. Der Text dazu stammt von Joseph Mohr und war das erste Mal in einer Weihnachtsnacht in Oberndorf bei Salzburg zu hören. Euch gefällt sowohl die deutsche als auch die sorbische Version. Der sorbische Text stammt von dem 1885 in Radibor geborenen Schriftsteller Michał Nawka. Wir haben hier nochmal die jeweils ersten Strophen in beiden Sprachen für euch parat:

Die sorbische 1. Strophe:

Ćicha nóc, swjata nóc.
Po zemi wšitko spi,
w skalnej hródźi zacpětaj
swjataj hišće njespitaj.
Józef, Marija so, hlej,
modlitaj k Jězusej.

Die deutsche 1. Strophe:

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh!
Schlaf in himmlischer Ruh!

Interessant, zu wissen: Eine Übersetzung einer literarischen Schöpfung ist in der Regel nicht wortgetreu möglich, was mit der Melodietreue und den verschiedenen Wörtern in den verschiedenen Sprachen zusammenhängt. Deshalb wird meistens von einer „Übertragung“ gesprochen, wenn ein Lied in einer anderen Sprache aufgegriffen wird.

 Dämmerung in Neue Ziegelscheune. (Foto: Benno Scholze)

Ein deutsches Lied, das euch sehr gefällt, ist der Advent-Choral „Es kommt ein Schiff, geladen“, der schon Anfang des 15. Jahrhunderts in einem Gesangbuch auftauchte. Seinen Ursprung hat das Lied im Elsass. Über die Jahrhunderte veränderte sich der Text immer wieder. Die heute bekannte Version enthält Strophen aus mehreren Texten und ist damit eine Mischform vieler hundert Jahre. Die erste Strophe wird jedoch dem Mystiker Johannes Tauler zugeschrieben, der das Lied ursprünglich verfasst haben soll:

Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.

 Windräder bei Miltitz im Winter. (Foto: Benno Scholze)

Auch ein sorbischer Klassiker zu Weihnachten schafft es unter eure liebsten Weihnachtslieder: „Njebjo, zemja, raduj so“, was auf Deusch so viel heißt wie „Himmel, Erde frohlocke“ ist ein Lied, das garantiert Weihnachtsstimmung in einem auslöst. Der sorbische Text soll von Handrij Dučman im Jahr 1886 verfasst worden sein. Die aus dem Tschechischen stammende Melodie ist weit älter und wird auf das 15. Jahrhundert zurückgeführt. In der ersten Strophe des sorbischen Liedes geht es darum, dass die Menschen ihre Freude darüber besingen, dass ihnen heute zu ihrem Glück das Kind Gottes geboren wurde. Wir verraten euch, den sorbischen Text:

Njebjo, zemja, raduj so! Haleluja!
Widźiš Bože dźěćatko? Haleluja!
K zbožu postajeny, dźens je narodźeny,
je nam narodźeny!

 Weg nach Prautitz bei strahlender Wintersonne. (Foto: Foto Benno Scholze)

Neben den Klassikern zum Weihnachtsfest hat uns dieses Lied überrascht: „Wir haben einen Weihnachtsbaum“ von Frank Schöbel aus den 1980-er Jahren kannten wir vorher selbst nicht. Nachdem wir in das Lied reingehört haben, wurde aber schnell klar, warum dieser Song zu euren liebsten Weihnachtsliedern gehört. Der Text, in dem es darum geht, einen Weihnachtsbaum zu kaufen, den sonst niemand haben will, geht einfach ans Herz.

Gern teilen wir unsere Lieblingsstelle aus dem Lied „Wir haben einen Weihnachtsbaum“ von Frank Schöbel mit euch:

„Der letzte ist zwar nicht sehr schön, jedoch er tut mir leid.
Und deshalb kann ich nicht verstehn wenn die Familie schreit:

Alle Jahre wieder die gleiche doofe Tour.
Die andern ham ’nen Weihnachtsbaum und wir ’ne Witzfigur.
Alle Jahre wieder das sag ich klipp und klar.
Der Baum ist ganz genauso schön wie der vom letzten Jahr“

Hier könnt ihr euch das Lied „Wir haben einen Weihnachtsbaum“ von Frank Schöbel anhören.

Eine einfache, aber dennoch sehr schöne Melodie hat euer letzter Favorit: Das sorbische Weihnachtslied „W Betlehemje na polu“ (auf Deutsch heißt das etwa: In Bethlehem auf dem Felde) wird auch schon von den ganz kleinen Kindern gern gesungen und gehört einfach bei vielen Familien in der Lausitz zum gemeinsamen Singen an den Weihnachtstagen dazu.

In dem Lied wird in Anlehnung an die biblische Darstellung die Geburt von Jesus besungen. In der ersten Strophe geht es darum, dass Hirten Schafe auf den Feldern von Bethlehem weideten. Ihnen erschien ein Engel, der sie zum Stall schickte. Mit Hilfe der Noten könnt ihr selbst einmal versuchen, den sorbischen Text (von: Michał Nawka) mitzusingen:

Ob mit sorbischen oder deutschen Weihnachtsliedern oder mit beiden: Wir wünschen euch besinnliche Weihnachtstage mit schönen Melodien und berührenden Texten.

 Blick aufs winterliche Schweinerden. (Foto: Benno Scholze)

 

Beitragsbild: Blick von Storcha nach Radibor im Winter. (Foto: Benno Scholze)

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Findest du, dass jeder in der Region Sorbisch lernen sollte?

Jeder sollte für sich entscheiden, ob er Sorbisch lernen möchte. Ich kann aber für mich persönlich sagen, dass ich es cool finde, die Sprache zu verstehen.
Annika
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