Darum braucht YouTube sorbische Musik

Während ich mit Matej spreche, sprudelt die Vorfreude nur so aus ihm heraus: Der 33-Jährige ist der Initiator des sorbischsprachigen Musikprojekts Skupina Astronawt und verrät mir im Interview, was dieses Jahr alles noch geplant ist: kleine Konzerte, neue Musikvideos und ganz viel Social Media. Das erste Musikvideo Dwaj Hrodaj hat jetzt schon über 5.000 Aufrufe auf YouTube. Aber wird neue sorbische Musik außerhalb der Lausitz überhaupt gehört?

Von: Linda Napier

Matej Zieschwauck (Sorbisch: Dźisławk) ist unterwegs, als ich ihn anrufe. Der in dem kleinen Dorf Dreikretscham (Sorbisch: Haslow) aufgewachsene Musiker hat einen straffen Zeitplan: Er pendelt zwischen der Oberlausitz und Leipzig, ist als freier Redakteur für das sorbische Radio- und TV-Programm des MDR unterwegs und fotografiert am Wochenende auf der ein oder anderen Hochzeit. Zeit für sein Herzensprojekt findet er trotzdem – denn er hat eine Mission: Neue sorbische Musik soll auf der ganzen Welt abrufbar sein.

Sorbische Musik goes international

Bei Skupina Astronawt kommen junge Menschen aus der Oberlausitz zusammen, um gemeinsam Musik in verschiedenen Musikrichtungen zu produzieren. Das Besondere: Alle Texte sind auf Sorbisch und einige haben auch englische Elemente (Rap und Hip-Hop). Die meisten Texte komponiert Matej selbst: „Wir haben uns für Englisch anstelle von Deutsch entschieden, weil wir unser Projekt bewusst international aufbauen wollen.“ Inspiration findet der Oberlausitzer auch in alten sorbischen Liedtexten: „Manchmal übernehmen wir sehr alte Texte, die sonst niemand mehr gesungen hätte und geben ihnen eine komplett neue Melodie. Wir beleben damit alte Worte wieder und schaffen gleichzeitig neue, moderne Musik auf Sorbisch.“

 Im Proberaum wird am perfekten Sound getüftelt. (Foto: Skupina Astronawt)

Im Fokus des Projekts stehen neben der Musik auch professionelle Musikvideos, die auf YouTube und Social Media verbreitet werden. Vor allem User aus Ländern mit slawischen Sprachen wie Polen oder Tschechien seien schon jetzt auf die Musikvideos aufmerksam geworden. „Wir freuen uns über all das tolle Feedback, dass uns aus verschiedenen Ländern erreicht. Es gibt doch überall sorbische Muttersprachler, die sich über sorbische Musik aus der Heimat freuen. Und die, die den Text nicht verstehen, finden das Projekt an sich cool oder mögen das Lied einfach. Musik hat keine Sprachbarrieren“, so Matej.

 Bei den Dreharbeiten fürs erste Musikvideo darf ein Selfie nicht fehlen. (Foto: Skupina Astronawt)

Unser Drummer spricht kein Sorbisch

Dass Musik verbindet, beweist die Band um Matej selbst: Neben dem Komponisten und Manager von Skupina Astronawt gehören Jurij als Sänger/Violinist und Drummer Olli zum festen Kern des Projekts. Olli ist deutscher Muttersprachler und spricht selbst kein Sorbisch. Für Matej ist das nicht der Rede wert: „Bei Musik kommt es auf so viel mehr an als darauf, dass man jedes Wort des Textes versteht. Musik bedeutet, gemeinsam etwas zu kreieren und Emotionen zu teilen. Für Olli war es nie ein Problem, die Sprache nicht zu sprechen. Er ist der beste Drummer, den wir uns vorstellen können und steht voll hinter der Idee, sorbische Musik im Netz und damit auf der ganzen Welt zugänglich zu machen.“

Hier geht es zu den Musikvideos von Skupina Astronawt auf YouTube.

Auf dem Instagram-Kanal von Skupina Astronawt kannst du die einzelnen Projektschritte der Band verfolgen.

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Gibt es etwas, das du dir für die sorbische Sprache als Besonderheit der Lausitz wünschen würdest?

Es wäre schön, wenn das Interesse an der Sprache erhalten bleibt und auch bei Menschen geweckt wird, die in der Lausitz wohnen und die Sprache bisher noch nicht sprechen.
Lubina Jeschke
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