Bild von der Siegererntekrone in Crostwitz ausgestellt in einer Kirche.

Sorbischer Dorfverein „Domizna“ Crostwitz / Chrósćicy gewinnt Erntekronenwettbewerb in Hoyerswerda / Wojerecy

Beim Landeserntedankfest in Hoyerswerda überzeugte der sorbische Dorfverein „Domizna“ aus Crostwitz mit handwerklichem Können und Traditionsbewusstsein: Seine kunstvoll gestaltete Erntekrone sicherte sich den ersten Platz im diesjährigen Erntekronenwettbewerb. Mit viel Gemeinschaftssinn, Liebe zum Detail und rund 250 Stunden Arbeit entstand ein Symbol des Dankes und der Verbundenheit mit der Natur – ein beeindruckendes Beispiel gelebter sorbischer Kultur.

 Vom 12. bis zum 14. September 2025 hat das Landeserntedankfest in Hoyerswerda / Wojerecy stattgefunden. Rund 68.000 Besucherinnen und Besucher waren vor Ort, dankten für die Gaben der Felder und Gärten und schauten auf die Arbeit und Leistungen der Menschen auf dem Land. Die Feiern erinnerten auch daran, dass der Mensch abhängig von der Natur ist und wollten zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen motivieren. Höhepunkt: Die Prämierung der prachtvollsten Erntekrone Sachsens. Nach Meinung der Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten für ländliche Themen und Brauchtum, kam die schönste aus Crostwitz / Chrósćicy. Sie wurde vom sorbischen Dorfverein „Domizna“ gebunden.

Domizna: Sprache, Kultur & Gemeinschaft 

Der Verein Domizna, zu Deutsch Heimat, wurde am 21. Januar 2003 in Crostwitz / Chrósćicy gegründet. Was klein begann, ist mittlerweile zu einer lebendigen Gemeinschaft mit mehr als fünfzig Mitgliedern gewachsen. Ziel und roter Faden des Vereins: die sorbische Sprache und Kultur sichtbar machen, pflegen und sie an die nächste Generation weitergeben.  

Mit Blick auf das Vereinsjahr heißt das: regelmäßige Besuche der Vorstellungen der Vogelhochzeit des Sorbischen Nationalensembles in Crostwitz / Chrósćicy und der sorbischen Inszenierungen des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in Bautzen / Budyšin. Zudem finden Ausflüge in die Ober-, mittlere und Niederlausitz statt, um die nähere Umgebung besser kennenzulernen. Der Verein engagiert sich ebenfalls auf traditionellen Festen, etwa auf dem Internationalen Folklorefestival, sowie beim Schmücken der Crostwitzer Kirche zum Erntedankfest. Ende November binden Vereinsmitglieder außerdem den Lichterbogen für das Dorf und den Adventskranz für die Kirche.   

Höhepunkt im Vereinsleben ist das Binden der Erntekronen – eine Tradition, bei der „Domizna“ beachtliche Erfolge erzielte: Die Erntekronen aus Crostwitz / Chrósćicy wurden bereits sechsmal zu den schönsten Sachsens gekürt. 

Diesjährige Erntekrone des Sorbischen Dorfvereins „Domizna“ Crostwitz / Chrósćicy (Bild: Verein Domizna) 

Für Vereinsmitglied Georg Kockel / Kokla ist „die Erntekrone Symbol des Erntedanks: Dank für die tägliche Nahrung und die Wertschätzung der Arbeit, die für deren Erzeugung nötig ist.“ 

Vom Korndämon zur Erntekrone 

Der Erntekronen-Brauch reicht bis in vorchristliche Zeiten zurück. Damals glaubte man an Korndämonen, die die Felder bedrohten, und versuchte sie mit Ritualen zu besänftigen. So wurden die letzten Ähren abgeschnitten, zu Sträußen gebunden und im Haus aufbewahrt – als Hoffnung auf Fruchtbarkeit im kommenden Jahr. Daraus entstand ein neuer Brauch: Aus den letzten Garben wurden kunstvolle Kränze und schließlich Kronen gebunden, die beim feierlichen Erntezug dem Gutsherrn als Zeichen von Dankbarkeit und Gemeinschaft überreicht wurden. 

Unter der Krone folgte der Erntetanz, begleitet von gutem Essen und reichlich Getränken – ein Dank des Gutsherren an Schnitter und Binderinnen für ihre Mühen. Oft schlossen sich Festumzüge durchs Dorf oder gegenseitige Besuche der Bauern an. Heute schmücken Erntekrone und -kranz vor allem die Erntedankfeste in Dörfern und Kirchen. Um die Tradition lebendig zu halten, veranstalten Landfrauenvereine in Sachsen Wettbewerbe um die schönste Krone und den schönsten Kranz.   

250 Stunden Arbeit und viele helfende Hände am Werk  

Das Binden einer Erntekrone verlangt viel Geschick: Aus reifen Getreideähren werden sorgfältig kleine Bündel gebunden, aus denen anschließend eine kunstvolle Krone entsteht. Jede Ähre wird mit Bedacht ausgewählt, denn Vollständigkeit und Schönheit stehen sinnbildlich für eine reiche Ernte. Das Getreide für die Erntekrone aus Crostwitz / Chrósćicy stammt von den Feldern der Bauern aus Crostwitz / Chrósćicy und denen der umliegenden Dörfer. 

Georg Kockel / Kokla erzählt, dass je nach Größe ungefähr 250 Stunden Arbeit nötig sind: „An der Krone arbeiten zwei Frauen. Es sind aber viele Hände notwendig, um das Getreide von den Feldern zu holen, es zum Trocknen aufzuhängen und zum Binden vorzubereiten. In der Regel arbeiten zehn Leute pro Abend mit.“ 

Mit Trockenblumen in der Erntekrone auf den 1. Platz  

In Hoyerswerda / Wojerecy traten fünf Kronen im 32. „Schönheitswettbewerb“ gegeneinander an. Bewertet wurden handwerkliche Präzision, Materialauswahl, Symmetrie, Proportionen und Gesamteindruck. Die Erntekrone aus Crostwitz / Chrósćicy überzeugte durch ihre Gestaltung mit Trockenblumen. Zweitschönste im Land war die Erntekrone des Landfrauenortsvereins Schwarzkollm e. V., gefolgt von der der Kirchengemeinde St. Martin Oberlichtenau. 

Passend zum Erntedank haben wir noch fünf sorbische Vokabeln zum Thema Erntekronen für dich: 

Erntedank - domchowanka 

Erntekrone - žnjenska króna  

Wettbewerb - wubědźowanje 

Getreide - žito 

Herbst - nazyma 


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